Der Garten kann nicht warten

Bald wird es Frühling! Höchste Zeit für die Gartenarbeit. Wie Sie es am besten angehen: 21 ehrliche Tipps von den Gartenexpertinnen der taz. Bei Tipp Nummer 17 müssen Sie weinen

Auf die Knie und an die Arbeit Foto:   Foto: Jörg Brüggemann/Ostkreuz

1 Einen neuen Garten erst mal ein Jahr lang beobachten. Wo ist das Licht, wo der Schatten? Wo halte ich mich am liebsten auf, wo die Kinder? Erst dann entscheiden, wo gepflanzt wird, wo Wege und Plätze angelegt werden. Derweil einfach mit Kübeln rumprobieren. Anja Maier

2Der Profitipp vom Nachbarn: „Nicht so nah an die Mauer pflanzen!“ Jan Pfaff

3Gleich beim Säen von Blumensamen Knoblauchzehen dazwischenstecken – das hält Blattläuse fern. Sollte es doch mal schief gehen und ein Befall auftreten, einen Knoblauchsud herstellen, erkalten lassen und die Blumen damit besprühen. Kerstin Noll

4Im Gemüsebeet stark zehrende mit schwach zehrenden Sorten kombinieren. Etwa Gurken mit Zwiebeln. Anja Maier

5Beetrosen rabiater beschneiden, als man denkt. Klein und mickrig müssen sie danach aussehen, damit sie später wieder groß werden und prächtig aufblühen können. Felix Zimmermann

6Nicht alle Schnecken sind schädlich. Die Tigerschnecke etwa frisst die Eier anderer Nacktschnecken, weshalb man eigentlich nicht genügend von ihr haben kann. Jan Pfaff

7 Was einfach so wächst … essen! Sobald der ungeliebte Giersch seine geißfüßigen Blätter aus der Erde streckt, rausrupfen und genießen. Im Salat, in der Suppe, egal. Dazu noch ein Gänseblümchen und ein wenig Taubnessel. Waltraud Schwab

8 Früher hieß es: im Herbst umgraben. Mach ich schon lange nicht mehr. Ich grabe im Frühjahr um, aber nicht tief, sondern nur ganz flach, dann ist der Boden schön locker fürs Säen und Pflanzen. Aber ehrlich: meistens grabe ich nicht mal mehr um, sondern nehme nur die Hacke oder den Grubber, das reicht völlig aus – und die Regenwürmer danken es. Andreas Hergeth

9Magnolien nie zu nahe ans Haus pflanzen, sie werden nämlich riesig und lassen sich ungern beschneiden. Felix Zimmermann

10Hochbeete bauen. Ist easy, Anleitungen gibt’s im Internet. Drei große Vorteile: Das Gemüse wächst doppelt so schnell. Schnecken kommen viel schlechter an alles ran. Und der Rücken wird geschont. Andreas Hergeth

11Zerfallendes Laub gibt dem Boden Nährstoffe zurück, weshalb der Garten im Winter auch nicht wie ein aufgeräumtes Wohnzimmer aussehen muss. Jan Pfaff

12Möhrensamen sind so klein, dass 1 Gramm Saatgut 800 bis 900 Körner enthält. Deshalb werden Möhren oft zu dicht gesät. Also je Quadratmeter maximal 0,5 Gramm Saatgut verwenden. Felix Zimmermann

13Moos und Schlieren abzukärchern ist besser als sein spießiger Ruf. Eine Sauerei, die Spaß macht. Anja Maier

14Nie alleine gärtnern! So oft kann eine Person gar nicht gießen gehen, wie es für das Wohlbefinden der Pflanzen nötig wäre. Gemeinsamer Austausch des Wissens und der Früchte der Arbeit fördern dazu die soziale Kompetenz und steigert die Vitaminzufuhr aller Beteiligter. Jedoch ist zu beachten: Eine klare Abgrenzung individueller Beete ist im Interesse des Gartenfriedens ein absoluter Imperativ. Daniél Kretschmar

15Der schönste Bodendecker im Halbschatten ist die Walderdbeere. Anja Maier

16Als Neuzugezogene mit wenig Gartenerfahrung lohnt es, sich erst mal etwas unbedarft anzustellen. Dann bekommt man Sträucher und kleine Bäume aus den Nachbargärten geschenkt, weil es bei einem selber so kahl aussieht. Jan Pfaff

17Nacktschnecken mit scharfer Schere zerschneiden, nur das hilft. Felix Zimmermann

18Eine dankbare und nützliche (und attraktive) Staude ist der Gemeine Salbei. Anja Maier

19Vertikutieren ist in seiner Bedeutung für die Rasenpflege überbewertet. Jan Pfaff

20Wer die Augen aufmacht, kann jetzt vor dem richtigen Frühling schon ernten: die kleinen Rosetten des Wiesenschaumkrauts etwa. Sie schmecken nach Meerrettich. Waltraud Schwab

21Und schließlich: Ein einziges, richtig gutes Gartenbuch kaufen – das reicht! Anja Maier

Andreas Hergeth, Chef vom Dienst der Berlinredaktion, ist mit großem Garten in Mecklenburg aufgewachsen und heute Mitgärtner einer Kleingartenanlage in Berlin-Niederschönhausen.

Daniél Kretschmar, taz.de-Redakteur, ist seit frühester Kindheit im Familienbeet aktiv. Seit drei Jahren bewirtschaftet er mit mehreren Freund*innen ein 2.000-qm-Grundstück auf märkischem Sand.

Anja Maier, Parlamentskorrespondentin, hat einen 1.000 Quadratmeter-Garten in Brandenburg. Ihre Obst-und-Gemüse-Träume musste sie im kargen Sandboden begraben.

Kerstin Noll, Anzeigenverkäuferin, hat mit 1,5 Jahren begonnen im Garten mitzuarbeiten. Das heißt, vor 48,5 Jahren. Zurzeit bepflanzt sie nur noch 15 Quadratmeter.

Jan Pfaff, Redakteur der taz am wochenende, hat seit fünf Jahren eine Wohnung mit Garten. Sein Teil davon ist geschätzt 400 Quadratmeter groß. Größtenteils bedeckt mit einer dicken Moosdecke.

Waltraud Schwab, Redakteurin der taz am wochenende, hat seit 13 Jahren einen Schrebergarten in der Einflugschneise des Flughafens Berlin-Tegel.

Felix Zimmermann, Ressortleiter der taz am wochenende, hat mal einen Pfarrhausgarten beackert. Heute hat er nur ein handtuchgroßes Beet.

Redaktion Lisa Becke