Jörn Kabisch Angezapft
: Schnapsig im Abgang mit der Kraft der fünf Hopfen

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Liquida non frangunt ieunum. Auf Lateinisch klingt der alte Klosterbruder-Spruch recht vornehm, zu Deutsch ist er derber: Flüssiges bricht das Fasten nicht.

Seit jeher das perfekte Getränk zur rauschhaften Entsagung ist das Bockbier, das zu den Starkbieren gehört. Stark gehopft konnte man es schon früher gut lagern und eben dann hervorholen, wenn einen die Kirche oder der Körper zwangen, auch dem weltlichen Tun zu entsagen. Fasten ist harte Arbeit.

Auch der Baumburger Stopfbock kommt aus einem ehemaligen Kloster, aus dem Chiemgau. Die Augustiner residierten in Baumburg nur bis zur Säkularisation im Jahr 1803, die Expertise für Starkbier hat sich gehalten. Neun verschiedene Bockbiere hat die Baumburger Klosterbrauerei im Angebot: helle, dunkle, Doppelböcke und selbstverständlich auch einen Eisbock. Sie hören zünftig oberbayerisch auf Josefine, Traudi oder Sopherl.

Der Stopfbock ist nicht nur namentlich eine Ausnahme, auch in der Zubereitung vereint er Altes mit Neuem. Alt ist das Rezept, überdies brauen die Baumburger ihre Biere auch mit Gerste, die vor den Klostermauern angebaut wird, und beziehen den Strom aus dem örtlichen Wasserkraftwerk. Lokaler geht es kaum.

Baumburger Stopfbock, Klosterbrauerei Baumburg, 16,8 °P Stammwürze, 6,8 % Vol.

Das Neue ist aber der Hopfen, der zum Teil in der neuen Welt seinen Ursprung hat und dem Bier kurz vor der Abfüllung so massenhaft zugegeben wird, dass die Flüssigkeit die Aromen kaum aufnehmen kann. Fünf Sorten verwenden die Baumburger. Sie setzen einen auch „Hopfenbombe“ genannten Zylinder ein, der prall mit Hopfenblüten gefüllt ist, zwischen Zapfhahn und Fass. Durch den wird das Bier hindurchgepresst.

Das hat weniger Einfluss auf den Geschmack als auf den Geruch. Das Bouquet hopfengestopfter Biere kann zuweilen so fett sein, dass es in der Nase wehtut. Auch der Stopfbock liefert ein intensives Geruchserlebnis, es ist aber so flüchtig wie die Schaumkrone auf dem goldgelben Bier.

Das Zuprosten sollte man sich lieber sparen, wenn man für einen Atemzug die Nase voll bekommen will mit Düften, die von Pfirsich und Grapefruit zu Akazienhonig und Alpenwiese hin und her wechseln. Spätestens beim ersten Schluck ist es damit vorbei.

Nun folgt ein Genuss in zwei Akten. Im Mund zeigt das Bier konsequent seinen Ursprung, leichte Süße unterstreicht die kantige Bitterkeit, ganz typisch für den Bock. Das Bier schmeckt so alkoholisch, dass man die Kohlensäure fast suchen muss: Es bleibt beim Hintergrundprickeln, eine so sanfte Perlage ist einzigartig.

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Der Abgang ist mächtig. Im Hals bleibt ein schnapsiger Eindruck, wie von einem Gläschen Korn. Es kratzt leicht. Hier zeigt sich, wo der Stopfbock seinen besten Platz hat: als Digestif nach einem reichhaltigen Essen.