Autonome Emos

Automatisch fahrende Kleinbusse könnten schon bald auf öffentlichen Straßen getestet werden. Doch eine konkrete Strecke steht noch nicht fest

Von Claudius Prößer

Versuche mit autonomen Fahrzeugen gibt es inzwischen eine ganze Menge, und auch in Berlin wird die vermeintliche Mobilität der Zukunft an mehreren Standorten getestet – allerdings auf privaten oder halb öffentlichen Geländen wie den beiden Charité-Campussen in Mitte. Jetzt könnte der Sprung in die Öffentlichkeit gelingen: „Noch in diesem Jahr“ werde es so weit sein, sagt Andreas Knie, Geschäftsführer des Innova­tions­zentrums für Mobilität (InnoZ) – „garantiert“.

Knies Institut liegt auf dem Euref-Campus unter dem Schöneberger Gasometer, es organisiert dort den Testbetrieb von automatisiert fahrenden Kleinbussen. In den vergangenen Jahren machte der Prototyp „Olli“ den Anfang, seit dem gestrigen Mittwoch ist ein Gefährt des französischen Herstellers EasyMile unterwegs, gefördert von Bahn AG und BVG. Knie will den Einsatzbereich des On-Demand-Shuttles mit induktivem Ladesystem bis zum Bahnhof Südkreuz ausdehnen.

BVG und DB teilten in einer Presseerklärung mit, zu einem „späteren Zeitpunkt“ sei geplant, den Testbetrieb auf öffentliche Straßen auszuweiten. Dazu werde man sich „eng mit den Behörden abstimmen“. Auf eine konkrete Strecke wollte man sich allerdings nicht festlegen. „Natürlich werden wir auch alternative Vorschläge prüfen lassen“, sagte Berthold Huber, Vorstand Personenverkehr der Bahn AG, der zusammen mit BVG-Chefin Sigrid Nikutta und Wirtschaftssenatorin Ramona Pop den Shuttle einweihte. Das Personenbeförderungsgesetz erlaube im Rahmen einer Experimentierklausel lokale Ausnahmegenehmigungen für autonome Fahrzeuge.

Die Vorstellung des Easy­Mile-Shuttles fand am Rande der Hauptstadtkonferenz Elektromobilität statt, die von der landeseigenen Agentur für Elektromobilität (eMO) auf dem Euref-Campus ausgerichtet wurde. Für die rund 500 TeilnehmerInnen fanden Diskussionen zu den Themenkreisen „Neue Mobilität“, „Intelligente Infrastruktur“ und „City Logistik“ statt.

Dabei kam auch der Stand der E-Mobilität in Berlin zur Sprache. Laut EMO-Geschäftsführer Gernot Lobenberg sind derzeit rund 6.000 E-Autos in der Stadt unterwegs, davon gehören drei Viertel gewerblichen Eigentümern. Hinzu kommen 10 elektrisch angetriebene Busse der BVG und eines Sightseeingunternehmens sowie rund 1.300 E-Scooter. Die Zahl der elektrisch unterstützten Fahrräder (Pedelecs) schätzt man bei der eMO auf 100.000.

Wirtschaftssenatorin Pop sagte, die Menge an E-Fahrzeugen seien noch lange nicht, was man sich erhoffe – aber „Berlin tut, was es kann“. Zum landeseigenen Fuhrpark gehörten 300 E-Fahrzeuge, und die BVG plane in den kommenden Jahren die Anschaffung von 120 elektrisch betriebenen Bussen.