Großkopferte unter juristischem Fallbeil

Die Kleinen hängt man, die Topmanager lässt man laufen? Nicht immer. Ein paar prominente Sünder landeten auch im Knast

Utz Jürgen Schneider, selbsternannter Baulöwe mit Münchhausenkomplex

Was hat er gemacht? Den größten Immobilienskandal der Nachkriegsgeschichte verursacht. Um immer mehr Geld für den Kauf von Immobilien vor allem in Leipzig, Frankfurt und Berlin zu bekommen, frisierte er Kreditanträge. 1994 brach sein Lügengeflecht zusammen, 2.000 Mitarbeiter und 6,7 Milliarden Mark blieben auf der Strecke – Schneider schaffte 245 Millionen Mark für sich beiseite, floh nach Miami, wurde dort 1995 gefasst und von den USA ausgeliefert. Aus dem Prozess gegen ihn stammt auch das Wort „Peanuts“, das der damalige Deutsche-Bank-Chef Hilmar Kopper über die noch ausstehenden Handwerkerrechnungen in Höhe von 50 Millionen D-Mark gebraucht hatte.

Was hat er bekommen? Sechs Jahre und neun Monate Haft. Strafmildernd wirkte sich die Mitschuld der Kreditinstitute aus, die ihm beim Betrug halfen. Diese wurden nicht zur Verantwortung gezogen. Nach etwa vier Jahren kam er wieder frei und schrieb drei Bücher, in denen er sich geläutert gibt.

Klaus Zumwinkel, ehemaliger Vorstand der Post-AG und Bambi-Preisträger

Was hat er gemacht? 2008 führte die Bochumer Staatsanwaltschaft eine Razzia in Zumwinkels Privathaus sowie in Geschäftsräumen der Post durch. Es ging um Steuerhinterziehung in Höhe von etwa 1 Million Euro über eine Stiftung in Liechtenstein. Weil er sich kooperativ und reuig zeigte und rund 4 Millionen Euro ­Sicherheitsleistung zahlte, wurde von einer Verhaftung abgesehen.

Was hat er bekommen? 2009 wurde er wegen Untreue zu zwei Jahren Haft auf Bewährung verurteilt. Außerdem bekam er 20 Millionen Euro Rente plus Bonuszahlungen von seinem Ex-Arbeitgeber Post AG. Der umstrittene Umgang der Medien mit dem Fall wurde Zumwinkel strafmildernd ausgelegt.

Anton Schlecker, Drogerie-Boss und habgieriger Ausbeuter

Was hat er gemacht? In den späten 90ern wurden Schlecker und seine Frau Christa vom Landgericht Stuttgart angeklagt, MitarbeiterInnen Tariflohn vorgetäuscht, tatsächlich aber niedrigere Löhne gezahlt zu haben. Knapp 20 Jahre später erhob die Staatsanwaltschaft Stuttgart erneut Anklage, diesmal wegen vorsätzlichen Bankrotts. Schlecker und seine Familie sollen Millionenbeträge beiseitegeschafft und dann die Insolvenz der Firma beantragt haben.

Was hat er bekommen? 1998 wurde er zu 10 Monaten Haft auf Bewährung und 1 Million Euro Strafzahlung verurteilt, 2017 bekam er zwei Jahre auf Bewährung.

Thomas Middelhoff, Ex-Bertelsmann-Chef und Arcandor-Pleitier

Was hat er gemacht? Der Insolvenzverwalter von Arcandor (früher KarstadtQuelle) warf Middelhoff 2012 vor, Maßnahmen zur Rettung des Konzerns unterlassen zu haben. Zudem soll er, um nicht im Stau stehen zu müssen, Kosten für Hubschrauberflüge mit der Firma abgerechnet haben. Trotz hoher Verluste von Arcandor hatte er sich zusätzlich zu seinem Grundgehalt von 1,2 Millionen noch Boni in Höhe von 2,2 Millionen Euro auszahlen lassen.

Was hat er bekommen? Im November 2014 wurde Middelhoff zu drei Jahren Haft wegen Untreue und Steuerhinterziehung verurteilt.

Uli Hoeneß, Vereinsmanager des FC Bayern und Wurstunternehmer

Was hat er gemacht? 2013 enthüllte ein Medienbericht, dass Hoeneß ein Schweizer Bankkonto hatte. Damit soll er Steuern in Höhe von 28,5 Millionen Euro hinterzogen haben – um seine Spielsucht zu finanzieren. Eine Selbstanzeige wurde als ungültig erklärt, weil sie nicht vollständig war.

Was hat er bekommen? Im Juni 2014 wurde Hoeneß zu dreieinhalb Jahren Haft verurteilt. Wegen guter Führung verbüßte er davon nur die halbe Zeit. Nach seiner Entlassung meckerte er öffentlich darüber, er sei der einzige Deutsche, der trotz Selbstanzeige im Knast gelandet sei. Dies könnte gegen die Bewährungsauflagen verstoßen. Sunny Riedel