Ärger um rostende Atomfässer

In Gorleben und in Leeze lagern defekte Atommüllbehälter. Das Umweltministerium will alle 1.500 prüfen

Von Marco Carini

Die Probleme mit den Atommüllbehältern nehmen zu: Im Zwischenlager im niedersächsischen Gorleben (Lüchow-Dannenberg) sind erneut Mängel an Fässern mit radioaktivem Abfall festgestellt worden. An 26 in dem Salzstock eingelagerten Fässer wurden bei einer Inspektion Beschädigungen festgestellt. 17 der beanstandeten Behälter waren korrodiert. Dies teilte das Kieler Umweltministerium auf Anfrage der Grünen mit. Nach Angaben des Ministeriums zeigte sich bei der Öffnung von zwei betroffenen Fässern, dass bei der Einlagerung des radioaktiven Materials noch eine Restfeuchtigkeit in den Behältern verblieben war. Diese führte zur Rostbildung.

Erst in der vorherigen Woche war bekannt geworden, dass auch im Zwischenlager für schwach radioaktiven Atommüll in Leese (Kreis Nienburg) 442 Atommüllbehälter auf Feuchtigkeitsbildung überprüft und nachbehandelt werden müssen. Laut Umweltminister Olaf Lies (SPD) hat sich an mindestens 13 Fässern Rost gebildet – hier muss sich in den Behältern wie in Gorleben Feuchtigkeit befinden. Das Ministerium sucht jetzt eine Firma, die alle eingelagerten 1.484 Fässer abtransportiert, untersucht und endlagerfähig macht.

Die im Stadtrat vertretene „Bürgerinitiative Braunschweig“ (BIBS) befürchtet nun, dass dies in Braunschweig-Thune passieren könnte, dem Sitz der Firma, die in Leese für die Zwischenlagerung zuständig ist. Die BIBS sieht deshalb die knapp 1.500 Behälter mit radioaktivem Abfall „direkt auf Braunschweig zurollen“ und hat sich an Oberbürgermeister Ulrich Markurth (SPD) gewandt. Die Fraktion fordert von Markurth, dass er sich gegenüber der Landesregierung gegen ein Zwischenlager auf dem Stadtgebiet positioniert. Am Dienstagabend wollte der Rat über eine „Dringlichkeitsanfrage“ der BIBS zu dem Thema diskutieren.