Empörung über Söders Kreuz-Pflicht in Bayern

FDP-Chef Christian Lindner wirft Bayerns Ministerpräsident vor, das Kreuz zu profanieren. Kritik kommt auch von Claudia Roth und der evangelischen Kirche

Die Kritik an der Kreuz-Pflicht in bayerischen Behörden reißt nicht ab. FDP-Chef Christian Lindner warf Ministerpräsident Markus Söder (CSU) am Wochenende eine Entwürdigung des Kreuzes vor. Bundestagsvizepräsidentin Claudia Roth (Grüne) kritisierte eine Ausgrenzung von Millionen von Muslimen, Atheisten und Juden. Auch Vertreter der evangelischen Kirche äußerten sich am Wochenende kritisch.

Lindner sagte der Passauer Neuen Presse, Feinde der Religion seien nicht die Kritiker von Söder, Feind der Religion sei Söder selbst. Denn er habe das Kreuz zu einem Symbol der Kultur und des Staates hierzulande erklärt, habe es damit profanisiert und von seiner christlichen Bedeutung getrennt. Zuvor hatte CSU-Generalsekretär Markus Blume die Kritiker der bayerischen Kabinettsentscheidung, dass in allen bayerischen Behörden Kreuze hängen sollen, als Religionsfeinde bezeichnet.

Der FDP-Vorsitzende kritisierte, dass der bayerische Ministerpräsident sich mit seiner „populistischen Symbol-Wahlkampfaktion zwischen alle Stühle gesetzt“ habe. „Gläubige Christen muss es empören, dass er aus ihrem Symbol ein Symbol des Staates macht“, sagte er. Die säkularen, liberalen BürgerInnen, die Religion für ein persönliches Bekenntnis, aber nicht für eine Sache der Politik hielten, dürften „entsetzt sein über dieses Manöver im Vorwahlkampf zur Bayern-Wahl“.

Die Vizepräsidentin des Deutschen Bundestages, Roth, sagte, Söder instrumentalisiere nicht nur eine Religion, sondern grenze auch Millionen Muslime, Atheisten und Juden aus. Er mache „einen riesengroßen Fehler, wenn er glaubt, dass die Rückgewinnung der absoluten Mehrheit jedes Mittel heiligt“, sagte die Grünen-Politikerin den Zeitungen der Funke-Mediengruppe. Der Ministerpräsident missbrauche das Kreuz für seinen Wahlkampf und vermische Religion und Politik.

Die Reformationsbotschafterin der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Margot Käßmann, sagte am Sonntag bei einer Veranstaltung in Heidelberg: Ein „Irrsinn mag dieses Kreuz den Menschen sein, aber es ist eben gerade kein Zeichen von Macht, Herrschaft und Durchsetzungsvermögen.“ Vielmehr sei das Kreuz ein Zeichen von „Ohnmacht, Leid und dem Schrei nach Barmherzigkeit“, sagte die ehemalige EKD-Ratsvorsitzende. „Das müsste auch der evangelische Christ Markus Söder wissen.“

Die bayerische Staatsregierung hatte am Dienstag die Geschäftsordnung für die Behörden des Freistaats geändert. Demnach muss ab 1. Juni im Eingangsbereich aller staatlichen Dienstgebäude ein Kreuz angebracht werden. (epd)