Stiche in den Oberschenkel

Rechtsextremisten attackieren und bestehlen in Thüringen einen Fotografen und seinen Begleiter

Von Reimar Paul

Ein folgenschwerer Angriff von zwei Rechtsextremisten auf einen freiberuflichen Fotografen und seinen Begleiter aus Göttingen hat sich am Sonntag im thüringischen Dorf Hohengandern ereignet. Die beiden Betroffenen wurden erheblich verletzt, einer durch einen Messerstich. Die maskierten Angreifer hatten auch das Fahrzeug des Journalisten demoliert und seine Fotoausrüstung gestohlen. Anwälte haben die mutmaßlichen Täter wegen eines versuchten Tötungsdelikts angezeigt. Der Staatsschutz ermittelt. Nach Angaben der Polizei hatten die beiden Göttinger am Nachmittag das Anwesen von Thorsten Heise in Fretterode fotografiert und gefilmt. Der NPD-Funktionär lebt in dem Ort nahe der Landesgrenze zu Niedersachsen auf einem Hof und betreibt dort unter anderem einen Versandhandel mit rechtsextremen Devotionalien. Heise, der mehrfach vorbestraft ist und seine politische Laufbahn in der 1995 verbotenen Freiheitlichen-Deutschen Arbeiterpartei (FAP) begann, hat mehrmals auch große Rechtsrockkonzerte organisiert.

Der Göttinger Rechtsanwalt Sven Adam, der eines der Opfer vertritt, schildert den weiteren Verlauf der Ereignisse so: Die Göttinger seien entdeckt und – nachdem sie wegfuhren – von zwei Rechtsextremisten in einem schwarzen BMW verfolgt worden. Die Verfolgungsjagd durch mehrere Dörfer habe in einem Straßengraben in Hohengandern geendet.

Dort seien die Rechten zunächst auf das Auto der Verfolgten und dann mit einem Baseballschläger, einem langen Schraubenschlüssel, einem Messer und Pfefferspray auf die Insassen losgegangen. „Der Fotograf erlitt unter anderem eine Stichverletzung mit einem Messer im Oberschenkel, seinem Begleiter wurde mit dem schweren Schraubenschlüssel auf den Kopf geschlagen und er erlitt eine Kopfplatzwunde“, berichtet Adam.

Dem Anwalt zufolge hat der Fotograf noch aus dem eigenen Fahrzeug heraus Bilder von einem der Täter machen können. Die SD-Karte mit diesen Fotos sei nicht in den Besitz der Rechten gelangt und werde nun der Polizei zur Verfügung gestellt. Die Beamten haben inzwischen zwei 24-Jährige, „die der rechten Szene zuzuordnen sind“, als Tatverdächtige identifiziert. Noch am Sonntagabend hatten Polizisten Heises Grundstück erfolglos nach der gestohlenen Kamera durchsucht.