Die AfD gibt sich ganz katholisch-nächstenliebend

Beim Katholikentag tritt mit Volker Münz erstmals ein AfD-Vertreter offiziell auf und macht Propaganda

„Der Islam kennt den Begriff der Nächstenliebe nicht“

Volker Münz, AfD

Aus Münster Andreas Wyputta

Unter lautstarkem Protest ist in Münster erstmals ein Politiker der rechtspopulistischen AfD auf einem Katholikentag aufgetreten. Schon vor Beginn der mit der Gretchenfrage aus Goethes Faust, „Nun sag, wie hast du’s mit der Religion“ überschriebenen Diskussion zogen am Samstag mehr als 1.000 DemonstrantInnen vor die Halle Münsterland. „Kein Frieden, keine Bühne der AfD“ stand auf ihren Plakaten.

Auf dem Lautsprecherwagen machte Carsten Peters, Sprecher des Münsteraner Bündnisses „Keinen Meter den Nazis“ und grüner Ratsherr, die Position der DemonstrantInnen klar: Die AfD sei „die Partei des Hasses, des Rassismus und der sozialen Ausgrenzung“ – und die Einladung ihres kirchenpolitischen Sprechers Volker Münz durch die Katholikentagsleitung ein Beitrag zur „schleichenden Normalisierung der AfD und ihrer nationalistischen Inhalte“. Beim ersten, als Videobotschaft eingespielten Statement von Münz in der Halle versammelten sich etwa 20 Gegner der Rechtspopulisten vor der Bühne. Dessen Partei sei „faschistoid“, riefen sie.

Was folgte, war eine in weiten Teilen unstrukturierte Diskussion. In seinem Bemühen, den Diskurs von VertreterInnen aller im Bundestag vertretenen Parteien in Gang zu halten, setzte der Moderator, der 30-jährige Dresdner Theologe Thomas Arnold, auf möglichst offene Fragen. „Wo ist Ihr Glaube Ankerpunkt ?“ oder „Wie setzen Sie sich persönlich für den Frieden ein ?“, wollte er wissen – und erntete wenig aussagekräftige Antworten.

So blieb den Politikerinnen Christine Buchholz (Linke), Kerstin Griese (SPD) und Bettina Jarasch (Grüne) die Klarstellung überlassen, dass der Auftritt von Münz beim größten katholischen Laientreffen eben nicht gewöhnlich war, sondern von nicht wenigen als Tabubruch betrachtet wurde. Münz konnte die AfD-Linie präsentieren: Der Islam kenne den Begriff der Nächstenliebe nicht, sei deshalb keine aufgeklärte Religion. „Der Islam gehört nicht zu Deutschland“, tönte der 53-Jährige vom Katholikentagspodium herab. Die Bundesrepublik könne „nicht Millionen Flüchtlinge aufnehmen“ – das sei „nur scheinbar christlich“. CDU, SPD, FDP, Grüne und Linke hätten kollektiv „Schuld auf sich geladen“.

Nur angerissen wurden in der Diskussion die Kopftuchdebatte, ­religionsverfassungsrechtliche Themen etwa um das Kirchensteuerprivileg und den Religionsunterricht an Schulen – ebenso wie die vom bayerischen CSU-Ministerpräsidenten Markus Söder im Landtagswahlkampf angeschobene Kreuz-Debatte.

„Irgendjemand muss Söder mal sagen, dass Jesus ein Jude aus dem Orient war“, meinte die Sozialdemokratin Griese unter Jubel und Applaus aus dem Publikum dazu. Auch Münz hatte seine Claqueure im mit 800 Menschen voll besetzten Saal – bei der Bundestagswahl im vergangenen September, bei der die AfD 12,6 Prozent der Stimmen erhielt, haben immerhin 9 Prozent der KatholikInnen AfD gewählt.