Der WM-Ball kommt aus Pakistan

Während die Fußballproduktion in Argentinien krankt, laufen in Pakistan die Nähmaschinen heiß: Der offizielle Fußball der WM 2018 wird dort in der Region Sialkot produziert.

Die Herstellerfirma Forward Sports hatte schon bei der letzten WM 2014 in Brasilien die Spielbälle geliefert. Der offizielle Ausstatter der WM und Abnehmer der Bälle ist die deutsche Firma adidas.

Insgesamt exportiert die Region Sialkot im Jahr mehr als 40 Millionen Fußbälle. Das entspricht über der Hälfte der Weltproduktion. Arbeiter*innen in den unzähligen kleinen Unternehmen der Region bekommen pro Ball 65 bis 75 Cent – für rund drei Stunden Näharbeit. Wer den offizielle WM-Ball in Deutschland bestellen will, zahlt dagegen 149,95 Euro.

Doch die Lieferkette ist lang. Subunternehmer, Transportfirmen, Händler und nicht zuletzt die Werbeindustrie wollen ein Stück vom Gewinn haben. Nicht zu vergessen die Prominenten, die den Ball unter die Leute bringen sollen. Entsprechend schwärmte der argentinische Fußballstar Lionel Messi bei der offiziellen Vorstellung des Balls: „Ich mag alles an ihm: das neue Design, die Farben – alles!“ An die heimische Fußballproduktion, die unter Billigimporten aus China und Pakistan leidet, hat er dabei wohl weniger gedacht.

Der Werberummel passt zu Namen und Geschichte des WM-Balls: Der „Telstar 18“ ist eine Hommage an den „Telstar 70“, Spielball der Weltmeisterschaft im Jahr 1970, die in Mexiko ausgetragen wurde. Der Name steht für „Television Star“. So hieß der Fernsehsatellit, über den die WM damals übertragen wurde. Die Spielkugel wurde 1970 zum ersten Mal in den Farben Schwarz und Weiß designt, um sie auf den Fernsehbildschirmen besser sichtbar zu machen.

Eine neuere Version des Telstar-Satelliten schickt auch in diesem Jahr Bilder in die mittlerweile bunte Fußballwelt. Der dazugehörige Ball kommt wie damals in Schwarz-Weiß daher, aufgepeppt mit moderner Verarbeitungsfinesse und Technologie: Die äußeren Kunststoffteile des Balls sind nicht zusammengenäht, sondern geklebt.

Im Inneren schlummert ein Chip, über den Nutzer*innen mit einer Smartphone-App Gewinnspiele und Berichte vom offiziellen WM-Ausrüster adidas abrufen können. Informationen zu den Spielen oder gar eine Torlinientechnik gibt es hingegen nicht. Der Chip ist also ein reines Marketinginstrument. Immerhin: An dem nahtlosen Ball kann sich anders als am ersten modernen Fußball aus Argentinien gewiss kein Spieler verletzen. Leonardo Pape