Die AfD will kein NS-Mahnmal

Die Partei befeuert Protest am Bückeberg

Ein Ort, der an die Erntedankfeste der Nazis erinnern soll? Nicht mit der AfD. Am kommenden Dienstag reist die Landtagsfraktion nach Bückeberg im Landkreis Hameln-Pyrmont, um den Protest gegen die NS-Dokumentationsstätte zu befeuern. Eine Ortsbegehung und einen Bürgerdialog planen die AfD-Abgeordneten um Dana Guth.

Von 1933 bis 1937 veranstalten die Nationalsozialisten auf dem von Albert Speer gestalteten Gelände am Bückeberg ihr „Reichserntedankfest“. Ein Fest für den schönen Schein des „tausendjährigen Reichs“, das großen Anklang fand: 1933 kamen 500.000 Menschen hierher, 1937 waren es gut 1,2 Millionen. In seinem Tagebuch schwärmt Reichspropagandaminister Josef Goebbels 1936: „... und dann Bückeberg (…). Ein ergreifender Zug den Berg herauf.“ Und weiter: „Die Bauernleute umarmen ihn fast. Er ist unser aller Abgott.“

Nach jahrelangen Diskussionen entschied der Kreisrat im März mit den Stimmen von SPD, Grünen, FDP und Linkspartei, mit einem Lern- und Erinnerungsort an die Reichserntedankfeste zu erinnern. Gegen den Vorschlag stimmten CDU und AfD. Nach einem Entwurf soll auf dem Gelände künftig ein geschwungener Grasweg mit Informationsinseln entstehen. „Das Gelände soll lesbar gemacht werden“, sagte Bernhard Gelderblom vom Verein für regionale Kultur- und Zeitgeschichte.

Doch bereits im Februar wies er darauf hin, dass die Anfeindungen zugenommen hätten: „Die Drohanrufe und Hassschreiben schlagen einen ernüchternden Ton an.“ Da höre man auch, so der Historiker, „dass die Juden Rache üben wollten“. Er selbst werde „wie ein Feind“ behandelt. Vor allem bei Anwohnern gibt es Widerstand gegen das Konzept. Die „Initiative Bückeberg“ hat über 2.000 Unterschriften gegen den geplanten Gedenkort gesammelt. Die Anwürfe erwecken den Eindruck, dass vor Ort niemand mit den Anwohnern geredet hätte. Doch in den vergangenen Jahren gab es sehr wohl Infoveranstaltungen, Führungen, pädagogische Workshops und Fachtagen.

Sogar in die Planung seien Anwohner einbezogen worden, sagt Gelderblom. Dass die AfD nun Stimmung macht, überrascht unterdessen nicht. Das bewegt sich ganz auf der Linie des thüringischen AfD-Landtagsfraktionschefs Björn Höcke: keine Mahnmale mehr, sondern Denkmäler. Andreas Speit