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Die Kirche nennt es Sünde

Bei Gay-Pride-Paraden im Ausland kommt es regelmäßig zu Protesten – manchmal auch zu handgreiflichen

Die Saison der Gay-Pride-Paraden ist nicht nur in Deutschland bereits angebrochen, sondern auch in anderen Ländern in und außerhalb Europas. Zum Teil zeigt sich dabei aber auch, welchen Diskriminierungen Schwule, Lesben und Transgender anderswo immer noch ausgesetzt sind.

In der rumänischen Hauptstadt Bukarest demonstrierten am zweiten Juniwochenende etwa 3.000 Menschen für die Rechte von Homosexuellen – an der Spitze des Zuges liefen Adri­an Coman und Clai Hamilton. Das schwule rumänisch-amerikanische Paar hatte kurz zuvor vom Europäischen Gerichtshof (EuGH) immerhin Recht zugesprochen bekommen: Einem mit einem Unionsbürger verheirateter Nicht-EU-Bürger dürfe das Daueraufenthaltsrecht in der EU nicht verweigert werden, denn der Begriff des Ehegatten umfasse auch homosexuelle Partner. Mitgliedstaaten dürften zwar Homoehen erlauben oder verbieten, das dürfe aber nicht die Aufenthaltsfreiheit eines Unionsbürgers beeinträchtigen.

In Rumäniens Nachbarland Bulgarien wurde die Gay-Pride-Parade in der Hauptstadt Sofia dagegen von Protesten begleitet: Von der bulgarischen orthodoxen Kirche wurde die Parade als eine „Demonstration der Sünde“ verurteilt, und Befürworter der traditionellen Ehe zogen auf einen „Marsch für die Familie“ durch Sofia.

In der ukrainischen Hauptstadt Kiew musste die Gay-Pride-Parade mit rund 5.000 Teilnehmern von einem Großaufgebot der Polizei geschützt werden: Etwa 150 Rechtsradikale, die auch Benzinkanister auf Polizisten warfen, hatten die Veranstaltungsroute vor dem Beginn des Marschs blockiert, der dann aber weitgehend störungsfrei verlief. Und es war auch ein Erfolg, dass etwa doppelt so viele Teilnehmer wie im vergangenen Jahr zur Gay-Pride-Parade kamen, obwohl Homophobie in der Ukraine noch sehr weit verbreitet ist.

Auch positiv: Bei anderen Paraden in Osteuropa, zum Beispiel in Litauen, Kroatien und Polen, blieb es ebenso friedlich wie beim 20-jährigem Jubiläum mit rund einer Viertelmillion Teilnehmern der Gay Pride in Tel Aviv und ihrem Pendant in Rom. Dort hatte der neue Familienminister Lorenzo Fontana im Vorfeld für Empörung gesorgt: In einem Interview hatte Fontana erklärt, homosexuelle Paare mit Kindern würden nach italienischem Recht nicht als Familien anerkannt. (os)

Termine für Internationale Gay-Pride-Paraden finden sich u. a. auf der Website www.csd-termine.de/europa