Tim Caspar Boehme
hört auf den Sound der Stadt
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Synthesizer. Sind heute längst die besseren Gitarren, da einerseits durch jahrzehntelangen Gebrauch ebenso ins Musikgeschehen integriert wie die Sechssaiter und man andererseits mit ihnen immer noch Klänge und Geräusche zusammenschrauben kann, die nach Vergangenheit und Zukunft zugleich klingen. Und es gibt sie in allerlei Farben und Formen, als kompakte Kleintastatur, als Umhänge-Achtziger-Accessoire oder als raumfüllende Schrankwand voller Stecker und Kabel. Wobei man das Wort „Synthesizer“ eigentlich nicht verwenden kann, ohne auch Stockhausen zu sagen. War Karlheinz Stockhausen doch einer der Pioniere der elektronischen Musik, der Kollegen vom klassischen bis zum Popfach gleichermaßen inspirierte. Das gilt unter anderem für sein Stück „Mantra“ für zwei Pianisten, die an mit Ringmodulatoren ausgestatteten Klavieren sitzen, womit man im Ergebnis zwei zu Synthesizern hochgerüstete akustische Tasteninstrumente hat. Adrian Heger und Ellen Corver führen das Werk am Donnerstag im Apollosaal der Staatsoper auf (Unter den Linden 7, 21 Uhr, 20/15 €).

In ähnlicher Weise geht die Reihe „Autonome Musik“ am selben Abend im Kesselhaus der Kulturbrauerei die Kombination von akustischen und elektronischen Instrumenten an. Bei den „Schaltungen“, mit denen das Ensemble Mosaik sein 20. Jubiläum feiert, kommen diverse Automaten zum Einsatz, ein von der Komponistin Lisa Streich motorisiertes Ensemble gibt es ebenso wie Guido Henneböhls „Selbstspielautomaten“ (Knaackstraße 97, 20 Uhr, 12/8 €).

Auch das Projekt Circuit Training des Schallplattenspielerspielers Ignaz Schick hat sich zum Ziel gesetzt, unterschiedliche Instrumente vom Synthesizer bis zur Blockflöte ebenso wie Interpreten unterschiedlicher musikalischer Herkunft zusammenzubringen. In der Wabe – es ist immer noch Donnerstag – stellt das inzwischen zehnköpfige Ensemble neuere Klangforschungen vor (Danziger Str. 101, 20 Uhr, 10/7 €).

Eine Rarität elektronischer Klangerzeugung ist dann am Mittwoch in der Akademie der Künste zu erleben. Dort kommt das Subharchord zu seinem Recht. Es war eben nicht alles schlecht in der DDR, was auch für dieses Gerät mit den subharmonischen Tönen gilt. Der „Synthesizer des Sozialismus“ – es gab derlei aber ebenfalls in der Sowjetunion – wird gewürdigt in neuen Arbeiten des Klangpoeten Tomomi Adachi, des Komponisten Mark Barden und der Filmemacherin Susann Maria Hempe. Von Avantgarde-Nestor Frederic Rzewski kommt dazu ein Tonbandstück aus dem Ostberlin der sechziger Jahre (Hanseatenweg 10, 20 Uhr, 8/6 €).