Lars Penning
Filme aus dem Archiv –
frisch gesichtet
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Zoe kommt und geht, wie sie Lust hat“, sagte einmal jemand über die Hauptfigur, die unentwegt mit ihren in Plastiktüten verstauten Habseligkeiten von einem Bekannten zum nächsten zieht. Und die überall ein wenig unerwünscht ist, ausgenutzt wird und unverstanden bleibt. Maren-Kea Freeses DFFB-Abschlussfilm „Zoe“ (1999) handelt vom Versuch eines selbstbestimmten, unabhängigen Lebens, in dem aber fast jede Szene mit einer Niederlage der Heldin endet: Ihre Bekannten weisen ihr immer wieder die Tür. Im Club, wo sie als DJ arbeitet, verlassen die Leute garantiert die Tanzfläche, wenn sie auflegt. Und auch ihre sexuellen Abenteuer sind nicht gerade der Hit. Doch nach all den Pleiten und Pannen setzt Zoe (Kirsten Hartung) dann ein bezaubernd trotziges Lächeln auf, und es geht irgendwie weiter in ihrem Leben: an einem anderen Ort. Die Kamera bleibt schön nah dran an Hartung, der mit ihrer Darstellung gelingt, was die lakonisch inszenierte Low-Budget-Produktion generell auszeichnet: eine Gratwanderung, immer haarscharf an der Grenze zur Komik, zur Aggressivität, zur Anarchie. Das Lebensgefühl eines Berlins von einst (9.–11. 7., 19 Uhr, Brotfabrik, am 9. 7. in Anwesenheit von Maren-Kea Freese).

Mit den verschiedenen Aspekten des Amateurfilms beschäftigt sich die Ausstellung „Home Movies Come Back“ im Filmmuseum Potsdam. Präsentiert werden Technik und Hintergrundinfos zu sechs Jahrzehnten des Hobbyfilms in all seinen Ausprägungen: vom reinen Familien- und Urlaubsfilm bis zu den politisch motivierten Videokollektiven. Im Anschluss an die Eröffnung gibt es die dazu passende Satire „Der Filmamateur“ (1979) von Krzysztof Kieślowski zu sehen. Ursprünglich will Protagonist Filip mit seiner Kamera nur Aufnahmen von seiner kleinen Tochter machen, doch bald führt eines zum anderen: ein Film über das Firmenjubiläum, ein Amateurfilmfestival, die Bekanntschaft mit einem Fernsehredakteur, Filme fürs Fernsehen. Leider unterschätzt der naive Enthusiast dabei die Probleme, die sich im sozialistischen Alltag auftun können (Ausstellungseröffnung Filmmuseum Potsdam 6. 7., 19 Uhr, „Der Filmamateur“ 20.30 Uhr).

Der Plausibilität seiner Filmplots schenkte Alfred Hitchcock nicht immer allzu große Beachtung. Ihm ging es eher darum, die Emotionen seines Publikums zu lenken. „The Thirty-Nine Steps“ (1935) ist in dieser Hinsicht ein Klassiker: eine schier endlose Verfolgungsjagd mit ebenso endlos vielen logischen Fehlern – allerdings so spannend und temporeich erzählt, dass ­einem die Ungereimtheiten erst beim genauen Nachdenken auffallen (5. & 10. 7., jeweils 19.30 Uhr, Babylon Mitte).