briefe
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Nazirelikte

„Das Hakenkreuz bleibt“,

taz vom 4. 7. 18

Der Artikel lässt mich ratlos zurück. Warum „überleben“ Zeugnisse der Nazizeit „geschützt“ im Archiv des Museums Reinickendorf, während jüdisches Leben in der Dauerausstellung nur über tote Menschen vermittelt werde? Ein Gegensatz, der sich mir nicht erschließt. Finden Darstellungen jüdischen Lebens nicht in der Dauerausstellung einen würdigeren Platz als Nazirelikte im Archiv? Und sind sie damit nicht „lebendiger“ als jene toten, halb versteckten?

Und wem würde die Leerstelle im Archiv auffallen, wenn Joshua Schwebel eine Urkunde mit Hakenkreuz „entwendet“? Wie kann er ein entwendetes Mutterschaftskreuz als „Reparationszahlung“ verstehen? Sicher, eine solche „Entwendung“ würde in den Rahmen der Ausstellung „Interventionen“ passen, bei der Künstler Museumsstücke entfernt und durch eigene Werke ersetzt haben. Aber diese Interventionen finden in der Dauerausstellung, für jede Besucherin, für jeden Besucher nachvollziehbar, statt.

Die vorgeschlagene Podiumsdiskussion könnte helfen, über den musealen Umgang mit Relikten der Nazizeit, mit dem indus­triellen Mord an den europäischen Juden und mit dem vielfach ausgelöschten jüdischen Leben in Reinickendorf mehr Klarheit zu schaffen. Meinhard Schröder, Tegel

Revolutionsfahne

„Berliner Szenen: Sind trotzdem nette Leute“, taz vom 15. 6. 18

Wie kommt Uli Hannemann dazu, alle „sogenannten Partypatrioten“ als „Nazis light“ zu bezeichnen? Wer eine deutsche Nationalfahne schwingt, die er als „Bundesreichsflagge“ bezeichnet, ist ein „Nazi light“?

Hier eine kleine Flaggenkunde für alle: Die Nazis haben diese Fahne gehasst und sie als Nationalsymbol abgeschafft und an deren Stelle die Nazifahne gesetzt: Rot mit schwarzem Hakenkreuz in weißem Kreis.

Die Fahne Schwarz-Rot-Gold war die Flagge der Weimarer Republik und vor allem die Fahne der Revolution von 1848, mit der das Volk in Berlin für Freiheit, Demokratie und soziale Rechte, gegen den preußischen Unterdrückerstaat gekämpft hat. Deswegen kann man oder sollte man sie sogar benutzen. Die Fahne hat nix mit überhöhtem Nationalismus oder Nazigesinnung zu tun. Also freuen wir uns doch, wenn, vielleicht meist ungewollt, die Fahne der Revolution geschwenkt wird.

Jürgen Karwelat, Berliner Geschichtswerkstatt

Schlaflos in Berlin

„Mauern gegen Kleingeister: Eine Million Euro für Lärmschutz in Clubs“, taz vom 23./24. 6. 18

Im Hinblick auf die „Clubkultur“ sei es Aufgabe der Politik, die Stadt vor „Spießern, Snobs und Kleingeistern“ zu schützen.

Und das Vergehen dieser „Spießer, Snobs und Kleingeister“? Sie können nicht schlafen. Dabei gehöre Bassgewummer doch zum Stadtleben. Wie Autoabgase, startende Flugzeuge und Hundekacke, also Gestank, Lärm und Dreck. Auch „Spießer, Snobs und Kleingeister“, die sich daran ­stören?

Immerhin versucht der Senat mit seinen Clubhilfen, die Situation für alle Beteiligten erträglich zu gestalten, was Anerkennung verdient. Ein derartiges Konfliktmanagement mag schwierig sein, verzichtet aber wohltuend darauf, eine der Konfliktparteien blindwütig als „Spießer, Snobs und Kleingeister“ zu diffamieren.

Manfred Rais, Berlin

Vitamin B

„Studie zur Filmbranche:

Sexistisch und schlecht bezahlt“, taz.de vom 10. 7. 18

Bleibt noch zu erwähnen, dass die wenigen gut bezahlten Jobs in der Film- und Fernsehbranche in der Regel an Töchter und Söhne vergeben werden.

Vitamin B hilft ja in jeder Branche, aber in dieser Industrie sind es mittlerweile geradezu inzes­tuö­se Zustände. Klaus Thoma, taz.de

Kfz hat Vorrang

„Radverkehr in Berlin: Die Bordsteinkante der Revolution“(Die taz klagt, um die Absenkung einer Bordsteinkante vor ihrem Neubau zu erreichen),taz.de vom 9. 7. 18

Ihr hättet ganz normal ’ne (Kfz-)Tiefgarage anmelden sollen.

Gab noch nie in Deutschland Probleme mit der Genehmigung von Kfz(!)-Ein- und Ausfahrten. Das wär ja noch schöner. Dann, nach Genehmigung und Bau, die Tiefgarage hausintern umwidmen für Fahrräder. Haben wir im Wohnprojekt auch so gemacht – und haben stressfrei unsere Fahrrad-TG gekriegt.

taz.die tageszeitung Rudi-Dutschke-Str. 23 10969 Berlin briefe@taz.de www.taz.de

Die Redaktion behält sich Abdruck und Kürzen von Leserbriefen vor.

Die veröffentlichten Briefe geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion wieder.

Alles andere wär ’ne grobe Missachtung des Daseinszwecks deutscher Verkehrsbehörden/deutscher Tiefgaragen.

Vorstadt-Strizzi, taz.de

Subversion nötig

„Radverkehr in Berlin: Die Bordsteinkante der Revolution“

Viel Glück! In einem anderen Land hätte schon längst jemand – stillschweigend – etwas Zement unter die Bordsteinkante gekippt. ;-)xxxLCxxx, taz.de

Parkplatz weg

„Radverkehr in Berlin: Die Bordsteinkante der Revolution“

Wenn das eine schöne uneingeschränkte Urteilsbegründung erzielt, kann es auch schnell die Revolution der Bordkante werden.

Wenn es danach viel leichter wird, Parkplätze wegzuzaubern, kann das am Ende doch noch zu brennenden Barrikaden führen. ;-) HalleVerkehrt, taz.de