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: Rauchen in der Restnatur

Im Dachgarten der taz blüht, wächst und gedeiht es, aber nur noch am Rand: Seit dem Rauchverbot im Haus wird der Garten übernutzt, so dass weite Teile der Grasflächen niedergetrampelt und verschwunden sind. Zudem muss der Aushilfsgärtner laufend Kippen aufsammeln. So ruiniert das Rauchverbot auch noch das urbane Restgrün, andere Firmen mit derart ausgestatteten Dachgärten berichten Ähnliches.

Die feministische Ökologin Donna Haraway hat es in ihrem neuen Buch „Unruhig bleiben“ nicht nur auf die Raucher abgesehen, sondern gleich auf alle Naturzerstörer (Menschen = 10 Milliarden 2020) und damit ein für Linke bisher tabuisiertes Thema aufgegriffen. Wenn wir die Klimaerwärmung, den CO2-Ausstoß und das Artensterben reduzieren wollen, müssen wir zuvörderst das Bevölkerungswachstum reduzieren. Haraways diesbezügliche bevölkerungspolitische Formel richtet sich nicht an den Staat, dem dazu stets asoziale und rassistische Programme einfallen, sondern an uns alle, sie lautet: „Macht euch verwandt, nicht Babys!“

Das Verwandtmachen bezieht sich auch auf andere Arten: auf eine „interspecies communication“, wie Hara­way es nennt. Im Fall des taz-Dachgartens also auch auf die tagtäglich zu Hunderten niedergetrampelten Gräser und die dazwischen lebenden Insekten. Man glaubt es kaum, aber die Tabakindustrie hat Haraways Vorstoß sofort unterstützt – indem sie auf ihren Verpackungen nun verspricht: „Rauchen mindert ihre Fruchtbarkeit“. Tabak ruiniert also nicht nur die Dachgärten, er verspricht auch echten Genuss ohne Reue. Helmut Höge