Wandel durch Konstanz

Mit fast unverändertem Kader geht der FC St. Pauli in die neue Saison und strebt doch hohe Ziele an. Statt Abstiegskampf muss ein Platz im oberen Drittel her – sonst drohen Trainerentlassung und Umbruch

Auf sie kommt es in der neuen Saison an: Aziz Bouhaddouz (r) und Sami Allagui Foto: Daniel Reinhardt/dpa

Von Marco Carini

Der FC St. Pauli setzt auf Kon­stanz. Mit fast unverändertem Kader geht der Fußball-Zweitligist, der in der vergangenen Spielzeit nur knapp den Abstieg vermied, in die neue Saison. Der zum FC Köln abgewanderte Lasse Sobiech wurde durch den aus Regensburg abgeworbenen Marvin Knoll ersetzt: Die beiden gelten als die besten Innenverteidiger der zweiten Liga. Doch obwohl das Team nicht verstärkt wurde, soll es nun aufwärts gehen.

Anders als im vergangenen Jahr hat Sportchef Uwe Stöver diesmal ein klares Ziel ausgegeben: Ein Platz in der oberen Tabellenhälfte ist Pflicht, Platz sechs wird angestrebt. Damit würde das Team dieses Jahr eher um den Auf- als um den Abstieg mitspielen, wobei ein Aufrücken in die erste Liga den Verantwortlichen in der kommenden Spielzeit unwahrscheinlich erscheint: Die großen Favoriten der Spielklasse sind die Bundesliga-Absteiger HSV und 1. FC Köln, die mit fast erstligareifem Etat die sofortige Rückkehr in die Eliteliga anpeilen.

Warum das fast unverändert gebliebene Team in der Zukunft so viel besser spielen soll, als in der Vergangenheit bleibt das Geheimnis der sportlich Verantwortlichen. Das spielerische Potential vieler Akteure gilt im Liga-Vergleich als überdurchschnittlich, doch als Mannschaft funktionierte der Kader in der vergangenen Saison nur mäßig und unregelmäßig.

Verletzungsbedingte Ausfälle in der Abwehr, aber vor allem die Formschwäche des mit viel Vorschusslorbeeren bedachten Sturm-Duos Sami Allagui und Aziz Bouhaddouz sind dafür ein Grund. Mit dem Höherlegen der Messlatte steht auch Trainer Markus Kauczinski unter Druck: Den Abstieg zu vermeiden, wird in der kommenden Saison nicht für eine Arbeitsplatzgarantie reichen.

Mit einem eingespielten Team in die Saison zu gehen, sehen die Verantwortlichen als Startvorteil: Während andere Mannschaften noch Neuzugänge in ihr Spielsystem inte­grieren müssen, kann der Hamburger Zweitligist sich mit dem Feintuning beschäftigen.

Verpufft dieser Effekt aber und gelingt es Kauczinski nicht, Konstanz in die bislang stark schwankenden Leistungen des Teams zu bringen, wird sein Trainerstuhl schnell zum Schleudersitz werden. Wird das erklärte sportliche Ziel erneut verfehlt, steht ein Umbruch an. Fast die Hälfte aller Spielerverträge laufen zum Saisonende aus, eine Frischzellenkur steht dann auf dem Programm.

Doch soweit ist es noch lange nicht. Vorerst vertraut die Vereinsführung auf das Personal, der vergangenen anderthalb Jahre, auch wenn noch ein oder zwei Neuzugänge wahrscheinlich sind, bis die Transferliste Ende August geschlossen wird.

Zentral ist dabei die Frage, ob Bouhaddouz und Allagui wieder zur Form der Vorjahre finden, oder einer von ihnen noch abgegeben und durch einen anderen Stürmer ersetzt wird. Denn klar ist: Will das Team eine erfolgreiche Rolle in der zweiten Liga spielen, muss es vor allem wesentlich öfter den gegnerischen Kasten treffen als in der Vorsaison, in der kein einziger Zweitligist seltener traf als die Hamburger.