wortwechsel
: Griechenland für dumm verkauft – Opel auch?

Griechenland wird schlechtgemacht, schlechtgerechnet, gemolken und verachtet? Hat General Motors Opel bewusst schlechtgerechnet? Und: Leserdiskussion zu Fixierung

Athen, Wandbild in der School of Fine Arts: „Death of Euros“ Foto: Fritz Engel

„Wie eine geschlagene Kuh“,

taz vom 27. 7. 18

Griechenlandhetze

Deutschland schlägt mit Griechenland nicht nur eine hungernde Kuh, von der es gleichzeitig Milch erwartet. Deutschland schlägt mit Griechenland auch das Land (und das ist der große Unterschied zu Spanien und Portugal), das ihm den Spiegel seiner Greultaten im Zweiten Weltkrieg vorhält. Deutschland wird es nie dulden, von Griechenland mit Reparationszahlungen konfrontiert zu werden. Eher hetzt es die gesamte deutsche Presse, da haben die taz wie auch die SZ mitgemacht, auf ein bereits am Boden liegendes Land und tritt noch genüsslich drauf. Wir erinnern uns an den großen Herrn Schäuble, den großen Exekutor.

Im Übrigen waren es große deutsche Unternehmen, wie etwa Siemens, die viel Geld mit der Korruption in Griechenland verdient haben. Auch das konnte mit der medial grandios unterstützten Hetze gegen Griechenland perfekt kaschiert werden und ein Herr Martens konnte genüsslich in der FAZ das Gold der ermordeten griechischen Juden mit den „Schulden“ aufrechnen, die Griechenland als besetztes Land dem Besatzer, Deutschland, zahlen musste. Und es war die taz, die schrieb, Griechisch sei Kyrillisch und bei der Eigenkorrektur dieses Fehlers hämisch meinte, die Griechen wären aber sicher auch bereit, ihr Alphabet zu verkaufen.

Areti Georgiadou, Frankfurt am Main

Armer Bauer, du Idiot?

Ein beängstigender Artikel. Erst wurde bei der öffentlichen Hand gespart, dann privatisiert. Aber privatisiert wurde nicht das, was den Staat Geld kostet, sondern was etwas abwirft, Häfen und Flughäfen. Die Löhne und Renten sanken, Leute wurden entlassen. Stellen wir uns Griechenland als Bauern vor: Die EU sagt ihm nach dem Säen: „Warum hast du einen Traktor? Der steht nur herum und wird davon nicht besser, verkauf ihn, sonst bekommst du kein Geld von uns!“ Der Bauer macht das. Er düngt weiter, gießt, was man so macht. Im Herbst, als er ernten will, fragt er nach Geld, um einen Traktor für die Ernte zu mieten. Und bekommt zu hören: „Du hattest doch einen Traktor! Warum hast du Idiot den denn verkauft?!“

Derschreiber auf taz.de

Drama Psychiatrie

„Wenn der Patient im Delir ist“, Leserbrief in der taz vom 28./29. 7. 18

Vielen Dank an Herrn Bornemann für seinen sachlichen erläuternden Leserbrief zum Thema Fixierung in Kliniken. Mein Mann ist Krankenpfleger auf einer geschlossenen psychiatrischen Aufnahmestation in einem städtischen Klinikum einer 300.000-Einwohner-Stadt, ich bin Krankenschwester im selben Klinikum; früher arbeitete ich auch auf einer der Aufnahmestationen, bis ich von einem Patienten mit drogeninduzierter Psychose angegriffen wurde (der damals dann auch zündeln, also Feuer legen wollte, sich dann selbst den Kopf an einer Sicherheitsglasscheibe einrannte und endlich nach zehn Minuten von der Polizei ans Bett fixiert wurde. Wo er auch 48 Stunden blieb, weil sich keiner traute, ihn zu entfixieren, da er trotz starker intravenöser Medikamente nicht viel ruhiger wurde.

Auf der Station meines Mannes sind stark demente Patienten und auch oben benannte jüngere mit anderweitigen psychischen Erkrankungen, zum Beispiel eben drogeninduzierte Psychosen. Die (ungünstige) Klinikgröße, also Bettenzahl und Räumlichkeiten, macht leider keine strikte Trennung der Patienten möglich. Klinikgrößen werden nach einem berechneten Schlüssel festgelegt, gesundheitspolitisch. Es besteht Aufnahmepflicht. Die Kommunen sind für die Örtlichkeiten zuständig.

Jeden Tag hoffe ich, dass meinem Mann nichts Gravierendes auf der Arbeit passiert. Also: wirklich, alle die gegen Fixierung wettern, sollten ein Praktikum auf unseren Aufnahmestationen machen, um zu wissen, wovon sie sprechen. Ich bin mir sicher, die meisten würden sich manchmal nicht durch die Tür trauen! Oder bitte mehr Krankenkassenbeiträge und Steuern zahlen, damit schnell Personal aufgestockt und der Klinikneubau um fünf Jahre vorgezogen werden kann.

Name ist der Redaktion bekannt

Opel gar nicht arm?

„Gewinn nach 20 Jahren“,

taz vom 25. 7. 18

Super, die Jungs von PSA. Senken die Fixkosten um 28 Prozent! Einfach so! Trotz gewaltiger Zahlungen für Auflösungsverträge! Toll! Dass Opel nach 20 Jahren roter Zahlen wieder Gewinn schreibt!

Genau genommen ist das eine gewaltige Verarschung: das Management von GM hat offenbar Opel ständig schlechtgerechnet, auch um die Belegschaft unter der Knute zu halten. Bedauerlicher Nebeneffekt: Die Stadt Rüsselsheim verarmt zusehends. In dem Zusammenhang fragt sich, wie das deutsche Bilanzrecht es ermöglicht, einen derartigen Betrug zu begehen. Was sagen die Kollegen von der IG Metall dazu? Das politische Streikrecht haben diese Leute sich ja um 1990 herum für ein Linsengericht abschwatzen lassen.

Roland Benz, Frankfurt am Main