54-Jähriger vor dem Jugendgericht

Ein Mann steht wegen eines Mordversuchs vor Gericht, den er vor 37 Jahren begangen haben soll

Gut 37 Jahre nach einem Mordversuch an einer Jugendlichen hat vor dem Landgericht Hamburg der Prozess gegen den mutmaßlichen Täter begonnen. Angeklagt ist ein heute 54-Jähriger.

Am späten Abend des 1. November 1980 soll er nach Angaben der Staatsanwaltschaft in Steilshoop eine 16-Jährige, die sich auf dem Heimweg befand, heimtückisch mit einem Messer angegriffen haben. Er habe sie zu Boden gerissen und auf sie eingestochen. Anschließend soll der Angeklagte das Mädchen, das sich tot stellte, in ein Gebüsch gezerrt und versucht haben zu vergewaltigen, wie die Staatsanwaltschaft weiter mitteilte. Er sei dabei jedoch von Passanten gestört worden und geflüchtet. Die Jugendliche konnte nur durch eine Notoperation gerettet werden.

Die Polizei war dem Angeklagten erst Anfang des Jahres auf die Spur gekommen. Weil er zur Tatzeit ebenfalls erst 16 Jahre alt war, findet der Prozess vor dem Jugendgericht unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt. Das Gericht ließ jedoch einzelne Pressevertreter zum Prozessauftakt zu. Der Verteidiger des Angeklagten erklärte vor Gericht: „Mein Mandant bestreitet die Tat. Ansonsten wird er sich schweigend verteidigen.“

Die Ermittlungen hatte die Soko Cold Cases der Hamburger Polizei geführt. Nach neuen Zeugenhinweisen konnte der Mann im Februar dieses Jahres festgenommen werden. Er blieb einige Zeit in Untersuchungshaft, ist inzwischen aber wieder auf freiem Fuß.

Wie die Staatsanwältin erklärte, soll der Angeklagte bei der Tat mindestens zwölfmal auf das Mädchen eingestochen haben. Die versuchte Vergewaltigung ist inzwischen verjährt.

Auf die Spur des Mannes war die Polizei über ein anderes Ermittlungsverfahren gekommen. Dabei meldete sich eine Zeugin, die berichtete, ein Mann habe sie im Spätsommer 1980 in Steilshoop vergewaltigen wollen. Der Fall zeigt viele Parallelen zu dem Verbrechen wenige Monate später. (dpa)