das portrait
: Julian Klippert will die Musikstadt Hannover retten

Kämpft dafür, dass Hannover dem Titel „City of Music“ wieder gerecht wird: Julian Klippert Foto: Die Partei

Er ist „Hannovers Multifunktionär“: Julian „Locke“ Klippert ist Vorsitzender der Satire-Partei „Die Partei“ in der niedersächsischen Landeshauptstadt, stellvertretender Landes-Parteivorsitzender und ehrenamtlicher Ratsherr in Hannover. Der 30-Jährige ist außerdem Vorsitzender der zweiköpfigen Ratsfraktion „Die Fraktion“, sitzt in der Regionsversammlung und im Bezirksrat Nord.

Übel aufgestoßen ist der politischen Konkurrenz des selbst ernannten „Turbopolitikers“ vor zwei Jahren, dass der überzeugte Nerd (unter anderem war Klippert Autor für das Rollenspiel „Das Schwarze Auge“) seinen Job im Comicladen gekündigt und sich selbst als Geschäftsführer der eigenen Ratsfraktion angestellt hat. „Selbstbedienung vom Feinsten“, schimpfte die Spaßpartei FDP. Aber: alles legal.

Im Wahlkampf hat Klipperts Partei gefordert, zwei Sonnabende pro Woche einzuführen und eine Burkapflicht für Rechtsextreme. Tatsächlich aber ist vieles, was die Satire-Partei lokalpolitisch treibt, durchaus ernst gemeint – auch wenn es für andere, wie die SPD-Fraktionschefin Christine Kastning, oft „schwer zu erkennen“ sei, „was ein ernsthaftes Anliegen“ sei, wie Kastning der Neuen Presse sagte.

Als kulturpolitischer Sprecher seiner Fraktion hat Klippert jedenfalls schon die kommenden acht Jahre im Blick: Seit 2016 darf sich Hannover „Unesco City of Music“ nennen, schließlich wurde dort einst das Ur-Plattenlabel Deutsche Grammophon gegründet, die Schellackplatte erfunden, die erste Musikkassette produziert und auch die erste CD gebrannt. 2025 möchte Hannover nun Europäische Kulturhauptstadt werden.

Tatsächlich aber werde die Musikszene „kaputt gemacht“, sagt Klippert: Der alternative Musikclub Béi Chéz Heinz werde „einfach wegsaniert“, Straßenmusiker*innen mit einem neuen Sicherheit-und-Ordnung-Konzept gegängelt und vom Maschseefest verbannt. Deshalb fordert die Satire-Partei nun ganz unsatirisch die Öffnung neuer Wege, „damit die Stadt auch weiterhin von ihren Musikern profitieren kann“. Ganz ohne Überzeichnung geht es dann aber doch nicht: Am Samstag will die Partei lautstark demonstrieren – gegen Ruhestörung. „Es ist auch Satire, wenn man klare Politik betreibt, die die anderen in Bedrängnis bringt“, findet Klippert. Robert Matthies

Demo gegen Ruhestörung: Sa, 11. 8., 20.30 Uhr, Hannover, Treffpunkt: Am Küchengarten