5521957

Malmende Musik in Halbhosen

Metal aus Kuba: Tendencia im Schokoladen

Von Thomas Mauch

Möglicherweise ist man hierzulande mit der Metal-Szene auf Kuba nicht so vertraut oder stellt sich gar die Frage, ob es da auf der karibischen Insel so etwas überhaupt gibt. Metal? Gibt es genug. In der im Internet einsehbaren (und gewaltigen) Encyclopaedia Metallum werden für Kuba immerhin 78 Bands gelistet, die meisten aktiv.

Tendencia werden dabei als Groove Metal/Metalcore geführt. Also eine schreihalsige und derbe Musik mit einem schön untergründig rumorenden melodischen Gespür. Was man so auch am Donnerstagabend im Schokoladen hören durfte, beim Konzert der kubanischen Band im Rahmen ihrer auch durch Crowdfunding ermöglichten Deutschlandtour.

In der Optik folgen die sechs Musiker schlicht dem International Metal Style. Mächtige Matten und unten diese Halbhosen im Camou­flagemuster, so wie auch eine Metalband von der Schwäbischen Alb auf die Bühne geht. Die Besonderheit von Tendencia versteckte sich etwas im Bühnenhintergrund, wo neben dem handelsüblichen Schlagzeug noch Congatrommeln aufgebaut waren und sonstige Perkussionsinstrumente, die man sonst bei einem Metalkonzert eigentlich nie zu hören bekommt. Weil halt die Conga der Herzschlag der lateinamerikanischen Tanzmusik ist.

So war im rhythmischen Gefüge von Tendencia neben dem Gitarrengewuchte und dem Malmen der Musik manchmal wenigstens in Spurenelementen ein Salsa-Flair zu spüren, ein ganz leichtes Tänzeln neben dem Stampfen. Eine Ahnung davon, dass man selbst Metal mit Hüftschwung haben könnte.

Zu revolutionär aber wollten Tendencia die Verhältnisse im Metal doch nicht zum Tanzen bringen. Statt des Hüftschwungs forcierte man letztlich das Headbangen, was im Schokoladen schließlich mit großer Begeisterung rundherum praktiziert wurde. Ein schweißtreibendes, alle glücklich machendes Konzert, bei dem Tendencia zum Schluss hin als weiteres Mitbringsel aus der Heimat tatsächlich noch „Guantanamera“ von der Bühne knüppelten. Den Kuba-Hit schlechthin, natürlich in einer Metal-Schredder-Version.