Feldzug gegen Rechtschreibfehler

Senator erläutert Veränderungen zum Schuljahresbeginn und will das richtig geschriebene Wort retten

Von Marco Carini

„Die Schulpolitik, die ich mache, ist zwischen Grünen und SPD abgestimmt – da gibt es keinen Dissens“, schüttet Schulsenator Ties Rabe (SPD) mal eben alle Gräben zu. Inhaltlich mag er auf die Kritik, die die bildungspolitische Sprecherin des grünen Koalitionspartners, Stefanie von Berg, nicht eingehen. Von Berg hatte in der taz am Dienstag die Überbewertung der Rechtschreibung durch Rabe kritisiert.

Stattdessen erläuterte der Schulsenator zum Schuljahresbeginn nochmal sein Programm, mit dem er Rechtschreibfehler aus Schülerhand den Garaus machen will: Korrektur falscher Rechtschreibung auch in jeder Bioarbeit, mehr Wochenstunden für Deutsch, mehr Klassenarbeiten in Deutsch, mehr Diktate, mehr Kontrolle der DeutschlehrerInnen durch mehr Vorgaben von oben. Monatsgenau wird ihnen nun von der Behörde vorgeschrieben, wann sie ihren SchülerInnen welches „Rechtschreibphänomen“ erklären müssen. Ein Kontrastprogramm zum Thema Methodenvielfalt. Genau das hatte von Berg kritisiert.

Ansonsten setzte sich Rabe beim Schuljahresauftakt vor allem mit den wachsenden SchülerInnenzahlen in der wachsenden Stadt Hamburg auseinander – seit 2010 ein Plus von elf Prozent – dem ein noch größerer Anstieg der pädagogischen Stellen und der Investitionen in den Schulbau gegenüberstehe. Und war – wie eigentlich immer – mit sich und seiner Politik trotz aller grünen Störgeräusche wirklich sehr zufrieden.

Die Zufriedenheit teilt er naturgemäß nicht mit der Opposition – bis auf die FDP, die ihm zur Seite sprang und die Grünen und ihre fehlende Einsicht im Vorrang korrekter Rechtschreibung attackierte. Die CDU hingegen wertete Rabes Rechtschreibung-first-Programm zur rein „kosmetischen Maßnahme“ herab. Die Linke mäkelte, mit Rabes Rechtschreiboffensive würden „weiter die Daumenschrauben angezogen, der Lernstress erhöht!“. Die Grünen schwiegen stille. Sie hatten am Tag zuvor schon alles gesagt.