Eltern sollen Computer spendieren

Niedersachsens Schüler*innen sollen mit Laptops oder Tablets ausgerüstet werden

So war das nicht geplant: Die Hannoversche Allgemeine Zeitung (HAZ) hat den Masterplan zur Digitalisierung von Wirtschaftsminister Bernd Althusmann (CDU) schon vor der Veröffentlichung am kommenden Dienstag in die Hände bekommen. Das Wirtschaftsministerium will ihn bis dahin nicht kommentieren. Auch nicht, was die HAZ bereits herausgeblasen hat: Dass Eltern ihren Kindern künftig Laptops oder Tablets für den Unterricht in den Schulen kaufen sollen. Offen bleibt bislang, wie einkommensschwache Familien diesen Mehraufwand finanzieren sollen.

Die schulpolitische Sprecherin der Grünen, Julia Willie Hamburg, lehnt Althusmanns Vorschlag ab: „Gerade jetzt zu Schuljahresbeginn haben Eltern von Schulkindern hohe Kosten für Schulmaterialien, Bücher, Klassenfahrten, Kopiergeld, Taschenrechner und so weiter. Da kommt so schon einiges zusammen.“ Auch wenn das Erlernen digitaler Kompetenzen in den Schulen wichtig sei, würden diese nicht automatisch durch die Verwendung eines Gerätes erworben: „Das scheint der Masterplan des Wirtschaftsministers nicht auf dem Schirm zu haben“, sagt Hamburg.

Die Grüne fürchtet, dass sich Bernd Althusmann weder in der eigenen Landesregierung noch mit der Bundesregierung abgestimmt hat: „Die versprochenen Bundesmittel für die Digitalisierung in der Schule lassen weiter auf sich warten.“

Laura Pooth, Landesvorsitzende der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft, GEW, wirft Bernd Althusmann vor, wenig Kenntnisse der sozialen Wirklichkeit zu haben. Sie fürchtet eine verschärfte Ausgrenzung von Kindern aus einkommensschwachen Familien: „Wenn diese Pläne umgesetzt werden, kommen Kinder aus wohlhabenden Familien mit hochwertigen Tablets oder Notebooks in den Unterricht“, so die Gewerkschafterin. „Arme Kinder könnten vielleicht Leih-Geräte bekommen, die jedoch ihre Armut stigmatisieren sowie die Fragen nach Wartung und Reparatur aufwerfen.“

Der Einsatz digitaler Endgeräte führe zudem nicht per se zu besseren Lernerfolgen. Besonders bei Grundschülern sei die Nutzung von Laptops oder Tablets mit Vorsicht zu genießen: „Es kommt vielmehr auf die Lehrperson an. Eigenständiges Denken und die Einordnung recherchierter Fakten müssen maßgebliche Ziele im Unterricht sein“, meint Pooth. „Digitales kann dabei helfen. Entscheidender bleibt jedoch die pädagogische Arbeit mit jedem einzelnen Kind und Jugendlichen.“ Yasemin Fusco