Das Acht-Euro-Experiment

Ein Modellprojekt soll zeigen, dass in Hamburg günstige Mieten möglich sind. Die Bauwirtschaft ist skeptisch

„Am Ende muss sich jedes Objekt rechnen“

Michael Seitz, Hamburger Bau- und Ausbauwirtschaft

Neugraben wird Schauplatz eines Feldexperiments: In dem Stadtteil soll für 44 Wohnungen mit 4- bis 6-Personenhaushalten die Nettokaltmiete nicht mehr als acht Euro pro Quadratmeter betragen. Der Grundstein für die zwei viergeschossigen Mehrfamilienhäuser in Holzmassivbauweise wurde am Montag gelegt.

Investor ist die Versicherung Helvetia. „Das Vorhaben ist nur dann zu realisieren, wenn jeder einzelne Kostenpunkt des Bauvorhabens auf seine Notwendigkeit und Angemessenheit überprüft wird“, sagte Bettina Husemann als Vertreterin des Bauherren.

Nach Angaben der Stadtentwicklungsbehörde wurde der Acht-Euro-Wohnungsbau entwickelt, um ein mittleres Mietpreisniveau zwischen dem des geförderten und dem des frei finanzierten, teureren Mietwohnungsbaus einzuführen. „Wir wollen mit diesem Segment Mieter erreichen, die auf dem frei finanzierten Wohnungsmarkt keine für sie bezahlbare Wohnung finden“, sagte Stadtentwicklungssenatorin Stapelfeldt (SPD). Sie hatte jüngst den Wohnungsmarkt in Hamburg als weiter angespannt bezeichnet. Die Brutto-Kaltmiete lag 2017 nach ihren Angaben durchschnittlich bei 11,02 Euro, der Bundesdurchschnitt bei 7,78 Euro. Auch für den Stadtteil Bramfeld ist ein Acht-Euro-Projekt vorgesehen, auf das laut Behörde weitere folgen sollen.

Die Hamburger Bau- und Ausbauwirtschaft (hbaw) äußerte sich verhalten zu den Projekten. „Toll, wenn das klappt. Aber am Ende muss sich jedes Objekt rechnen. Daher kommt es auch darauf an, wie lange der Vermieter an die niedrige Einstiegsmiete gebunden ist“, sagte hbaw-Sprecher Michael Seitz. „Außerdem muss man sich den Wohnungsstandort angucken und schauen: Was bekommen die Mieter für ihr Geld?“ Keller, Tiefgaragen oder der Einbau von Fahrstühlen kosteten Geld und seien bei schlichteren Bauten kaum zu realisieren. „Letztlich entscheiden die Mieter, was im Markt angenommen wird.“

Der Verbandssprecher rechnet angesichts gestiegener und steigender Baukosten nicht mit einer Vielzahl solch günstiger Wohnungen. „Wenn sich bei 5,0 bis 8,0 Prozent aller zu bauenden Objekte ein solches Angebot realisieren lässt, wäre das gut.“ Seitz hält es für den frei finanzierten Wohnungsbau für ehrlicher, mit durchschnittlich neun Euro bis zehn Euro Netto-Kaltmiete pro Quadratmeter zu kalkulieren. (dpa)