Saudis werfen kanadischen Botschafter raus

Er hat 24 Stunden Zeit, um das Land zu verlassen. Grund ist die Kritik an der Verhaftung einer Aktivistin

Riad verbittet sich „die eklatante Einmischung in interne Angelegenheiten“

Von Jannis Hagmann

Mit ungewöhnlich scharfen Worten hat Saudi-Arabien den Botschafter Kanadas zur „Persona non grata“ erklärt und somit des Landes verwiesen. Dennis Horak habe das Königreich innerhalb von 24 Stunden zu verlassen, teilte die saudische Regierung am Montag mit. Das Außenministerium veröffentlichte die Mitteilung auch über seinen Twitter-Account.

Die diplomatische Krise entzündete sich in der vergangenen Woche. Die kanadische Außenministerin Chrystia Freeland hatte am Donnerstag die Verhaftung von Samar Badawi verurteilt und deren Freilassung gefordert. Die Aktivistin war am Montag vergangener Woche zusammen mit der Menschenrechtlerin Nassima al-Sadah festgenommen worden.

Riad verbittet sich in dem Statement „die eklatante Einmischung in interne Angelegenheiten“. Die kanadische Kritik widerspreche jeglichen internationalen Gepflogenheiten. Die „sogenannten Zivilgesellschafts-Aktivisten“ seien im Einklang mit saudischem Recht verhaftet worden. Die Rechte der Verhafteten seien gewährt, ein fairer Prozess werde garantiert.

Gleichzeitig rief die saudische Führung ihren Botschafter in Kanada zu Konsultationen zurück und fror ein erst kürzlich geschlossenes Handelsabkommen mit Kanada sowie alle neuen Investitionen ein. Der Schritt dürfte die kanadische Wirtschaft nicht sonderlich hart treffen, da der Handel mit Saudi-Arabien laut Weltbank im Jahr 2016 nur 0,24 Prozent des gesamten Handels des Landes ausmachte.

Die Ausweisung eines Botschafters beziehungsweise mehrerer Diplomaten steht im diplomatischen Maßnahmenkatalog zwar deutlich vor dem Abbruch der Beziehungen, ist aber eine starke Form des zwischenstaatlichen Protests. Die Frist von 24 Stunden ist zudem äußerst kurz. Im Regelfall wird ausgewiesenen Personen mehr Zeit eingeräumt.

Samar Badawis Bruder, der Blogger Raif Badawi, wurde 2013 zu zehn Jahren Haft und 1.000 Peitschenhieben verurteilt, was in westlichen Medien für Empörung sorgte. Dessen Frau Ensaf Haidar lebt in Kanada im Exil und setzt sich von dort aus für die Freilassung ihres Ehemanns ein. Haidar dankte der kanadischen Außenministerin für ihr Statement, forderte zugleich jedoch, dass die kanadische Regierung ihren Worten Taten folgen lasse und Raif Badawi die kanadische Staatsbürgerschaft verleihe.