Läuft in der Neustadt

Aus der Schwankhalle gibt es zu Beginn der neuen Spielzeit ungewöhnlich gute Nachrichten: Die notwendige Sanierung kommt und die Innovationskraft wächst

Von Jan-Paul Koopmann

Ein vielfach gelobtes Programm und selbst stabile Besucherzahlen nützen wenig, wenn einem die Spielstätte auseinanderfällt. Ganz so schlimm ist es in der Schwankhalle am Buntentorsteinweg zwar noch nicht, aber schon ein kurzer Blick hinter die Kulissen belegt eindrucksvoll den Handlungsbedarf: seit 15 Jahren bespielte Böden, splitternde Trennwände und eine Bühnentechnik, die einschließlich Computer auf dem Stand von 2003 vor sich hin modert.

Aber selbst in der chronisch klammen Bremer Kulturszene muss es ja auch mal gute Nachrichten geben: Das Geld für Sanierung und neue Geräte ist inzwischen auf dem Konto, Waldemar Koch Stiftung sei Dank, und die Arbeiten sind so gut wie abgeschlossen.

Dass Schwankhallen-Chefin Pirkko Husemann ihre Präsentation der nun anstehenden Spielzeit 2018/19 mit dieser Erfolgsnachricht einleitet, ist mehr als nur Höflichkeit gegenüber dem Sponsoren.

Es hat auch mit dem Programm zu tun. Dass nämlich Stiftungen und andere Drittmittelgeber bei Produktionen und Betrieb der Schwankhalle ganz ordentlich zuschießen, zeigt ja auch, dass ihr mitunter sehr spezielles Angebot angenommen wird – dass Husemann also im Laufe ihrer bislang drei Jahre in Bremen wirklich angekommen ist.

Auch inhaltlich wird inzwischen intensiv mit lokalen Gruppen und Schulen kooperiert. Und es läuft weiter auf dem ansehnlichen Niveau der vorigen Spielzeit: 140 Veranstaltungen haben in der vergangenen Spielzeit rund 8.400 Besucher*innen ins Haus gebracht.

Ziehen dürften dabei das inzwischen auch inhaltlich fest in der Stadt verwurzelte Programm. Sieben der acht Premieren waren bremisch, außerdem wurden acht der insgesamt zwölf Schwankhallen-Residenzen an Künstler*innen aus der Stadt vergeben.

Das trotzdem weiterhin anspruchsvolle Programm jenseits des Massenmarkts segnet dann auch Kulturstaatsrätin Carmen Emigholz ab. Vielfalt bestimme den gesamten Kulturbetrieb, sagt Emigholz, „und die Farbe einer Stadt“. Was das auch inhaltlich heißen kann, zeigen zum Auftakt der Spielzeit das Hildesheimer Theaterkollektiv Markus & Markus und die freischaffende Regisseurin Antje Schupp in zwei Performances zum Islam. Beide Aufführungen sollen Religion und Kultur vermitteln – und die Debatte um den politischen Islam bewusst unterlaufen.

Ende September hält dann der Landesverband Freie Darstellende Künste Bremen Einzug in die Schwankhalle und wirft einen guten Monat lang „Spotlights“ auf die freie Szene – mit einem Programm, das einen dichten Überblick über aktuelle freie Produktionen liefert.

Mit dabei sind die sonst im Viertel beheimatete Gruppe Theaterpunkproduktion, das Studio 13, sowie Katrin Bretschneider, die mit Manuela Weichenrieder antritt, Buffalo Bill’s legendäre Wild West Show zu reenacten: „Great again“ will herausfinden, was es mit dem offenbar weltweiten Bedürfnis nach einfältigen Lösungen und lautstarker Größenbehauptung auf sich hat.

Und auch ansonsten bleibt die Schwankhalle über die kommende Spielzeit bei ihrem inzwischen eingeschliffenen Profil aus aktueller Performance-Kunst, lokalen Produktionen und gesellschaftspolitischen Inhalten – mit frisch sanierter Bühne und einer neuen Graffitifläche an der Außenwand, über die sich dem Vernehmen nach sogar die Nachbar*innen freuen. Wenn es mal gute Nachrichten gibt, dann aber auch richtig.