das portrait
: Der Männermann Karl-Heinz Paqué leitet die Friedrich-Naumann-Stiftung

Foto: privat

„Großes Gefühl“ reimt sich bei dem Rapper Curse auf „Freiheit“. Damit hat sich sein Lied als Warteschleifen-Song der „Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit“ qualifiziert. Die FDP-nahe Einrichtung verfügt über ein Jahresbudget von 67 Millionen Euro, davon knapp 90 Prozent aus Steuermitteln. Die Stiftung bewährt sich regelmäßig als Postenreservoir für verdiente Größen der „liberalen Familie“ (Pressesprecher), die in der ersten Reihe keinen Platz mehr finden. Am Mittwoch übernimmt der ehemalige sachsen-anhaltinische Finanzminister Karl-Heinz Paqué den Vorstandsvorsitz.

Der gebürtige Saarländer Paqué wurde 1996 als Wirtschaftswissenschaftler an die Uni Magdeburg berufen, gelangte 2002 in den dortigen Landtag und wurde Finanzminister der CDU/FDP-Regierung. Als Spitzenkandidat fuhr er vier Jahre später eine krachende Niederlage ein, 2008 verließ er die Landespolitik mit der Begründung „Politik ist nicht alles“. 2010 wurde Paqué Dekan der wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät. Ganz ohne Politik ging es aber doch nicht. 2017 kandidierte Paqué für den Bundestag. Ohne Erfolg.

Neben Politik und Hochschule verübt der 61-Jährige noch einen bunten Strauß an Aktivitäten – gern männerbündlerisch. Als er in Magdeburg Rotarier wurde, entschied Paqué sich für denjenigen Rotary Club, der damals noch frauenfrei war.

Seit 2010 ist der verheiratete, kinderlose Volkswirt Mitglied im „Kleinen Gremium“, sprich: Organisationskomitee, des Bremer Tabak Collegiums (BTC), einem von der Tabakindustrie gegründeten Rede- und Kontaktzirkel für „Persönlichkeiten“, die wichtig sein sollen und männlichen Geschlechts sein müssen. Paqué verweist auf die Tradition und sagt unbeeindruckt: „Die Praxis des BTC ist nicht diskriminierend.“

Damit, so scheint es, liegt Paqué neuerdings überquer mit seinem Parteichef. Christian Lindner hatte auf dem Parteitag verkündet, die FDP müsse „für Frauen attraktiver werden“. Eine Arbeitsgruppe soll Vorschläge machen. Der bekennende Porschefahrer nahm sogar das Wort „Doppelspitze“ in den Mund. Doch angesprochen auf das frauenunfreundliche Engagement seines Parteifreundes Paqué, dekretiert der frischgebackene Jagdscheinbesitzer: „Ein Verein, dem Karl-Heinz angehört, kann gar keinen diskriminierenden Charakter haben.“

Der neue Naumann-Chef erklärt auf die Frage, ob er sich auch in einer Organisation engagieren würde, bei der Menschen mit dunklerer Hautfarbe oder jüdischer Religion ausgeschlossen sind, eine derartige Diskriminierung sei ihm „nicht nur fremd, sondern zuwider“.

Der Liberale nimmt sich allerdings die Freiheit, anders als im Grundgesetz vorgesehen, bei Diskriminierung eigene Regeln aufzustellen: „Historisch betrachtet gibt es Traditionen, die rechtlich und moralisch unproblematisch sind.“ Karl-Heinz Paqué meint damit den traditionellen Ausschluss von Frauen. Gaby Mayr