leserbriefe
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Georg-Elser-Straße, bitte

„Wieso nicht Anton-W.-Amo-Straße?“, taz vom 17. 8. 18

Umbenennung der Mohrenstraße? Ja, aber in Elserstraße! Begründung: Auf die mehr als unrühmliche koloniale Vergangenheit der „Mohrenstraße“ hinzuweisen ist ohne Zweifel wichtig. Ob das mit der angestrebten Straßenumbenennung erreicht werden kann, ist jedoch fraglich.

Als besonders wichtig erscheint uns die kritische Auseinandersetzung mit Deutschlands jüngster Vergangenheit, insbesondere mit der menschenverachtenden NS-Diktatur. Welche Menschen haben aktiv gegen die NS-Diktatur gekämpft?

Georg Elser verübte am 8. November 1939 das erste Attentat auf Hitler, Göring, Goebbels & Co. An Elser erinnert – nur wenige Meter von der Mohrenstraße entfernt – ein markantes Denkmal, das allzu oft igno­riert wird. Widorna und Fred Hagemeister, Berlin

Geraubte Mitte

„Einstürzende Altbauten“, taz vom 18. 8. 18

Benedikt Goebel, Autor des Buchs „Mitte! Modernisierung und Zerstörung des Berliner Stadtkerns von 1850 bis zur Gegenwart“, hatte sich im Zusammenhang mit Enteignungen und Verstaatlichungen weniger um die heutige Opportunität gekümmert als um historische Prozesse. Dies insbesondere bei der wissenschaftlichen Bearbeitung, zusammen mit Lutz Mauersberger, der Ausstellung „Geraubte Mitte“: die „Arisierung“ des jüdischen Grundeigentums im Berliner Stadtkern, 2013/14 im Ephraimpalais. Peter Dähne, Berlin

Invasiver Zuzug

„Wo die Hauptstädter geboren sind: Ich bin kein Berliner“, taz.de vom 21. 8. 18

Der Nachteil der stadtbezogenen Zuwanderung ist halt auch die Verdrängung der Eingeborenen aus ihren angestammten Kiezen (oder Neudeutsch: Gentrifizierung). Man kann halt das eigene, lieb gewonnene Biotop nicht bewahren, wenn ein invasiver Zuzug stattfindet. Als Bioberliner (5. Generation) unterscheide ich übrigens auch zwischen Einheimischen und Zugezogenen. Dima, taz.de

Geld statt Mensch

„Wo die Hauptstädter geboren sind“

Verdrängung ist kein Automatismus. Das ist gesellschaftlich offenbar so gewollt, wenn man die Eingeborenen in ihren angestammten Kiezen nicht davor schützt, von Investoren zwecks Luxusrenovierung gekündigt oder rausgeekelt zu werden, und wenn man glaubt, die Mieten müssten sich frei „entfalten“ dürfen, ohne den normalen Mietern die Chance zu eröffnen, ihre Wohnung zu einem vernünftigen Preis als Eigenheim zu erwerben. Könnte die Politik doch so einfädeln, will sie aber nicht, weil – wie immer – das Geld mehr wert ist als der Mensch! Atalaya, taz.de

Eingeborenenreservat?

„Wo die Hauptstädter geboren sind“

47 Prozent Eingeborene in Berlin? Ja, wo sind die denn? Gibt’s da irgendwo ein ­Reservat? Spitzbube, taz.de

Echt beruhigt

„Panne bei Datensystem Poliks: Missbrauch von Polizeidaten“, taz.de vom 21. 8. 18

Ein Glück, dass die Polizeien und Nachrichtendienste immer mehr Datenbanken über viele unschuldige Bürger erstellen. Unsere persönlichen Daten, Vorlieben, Interessen, Kontakte, Neigungen, Krankheiten sind bestimmt genauso gut gesichert. Da kann man echt beruhigt sein. Franz Georg, taz.de

Teures Wohnen

„Zwangsumzüge in Berlin: Bleiben wird leichter“, taz.de vom 22. 8. 18

Die von Berlins Sozialsenatorin verantwortete AV Wohnen legt ab 1. Januar 2018 für die Wohnungssuche eine Mietobergrenze von etwa 6 Euro pro Quadratmeter netto kalt fest. Basis ist der Mittelwert aus einfacher und mittlerer Wohnlage nach dem Berliner Mietspiegel 2017. Anerkannt werden je nach Haushaltsgröße Nettokaltmieten zwischen 6,46 Euro pro Quadratmeter (1 Person), 6,25 Euro pro Quadratmeter (2 Personen), 5,94 Euro pro Quadratmeter (3 oder 4 Personen) oder 6,18 Euro pro Quadratmeter (ab 5 Personen).

Demgegenüber lagen laut von Berlins Bausenatorin herausgegebenem Wohnungsmarktbericht der Investitionsbank Berlin (IBB) für 2017 die Angebotsmieten 2017 im Schnitt bei 10,15 Euro pro Quadratmeter netto kalt.

Im Vergleich zum Vorjahr ist das Angebotsmietniveau um 11,9 Prozent gestiegen (2016: 9,07 Euro pro Quadratmeter). 2017 lagen nur 3,4 Prozent aller Angebotsmieten unter 6 Euro pro Quadratmeter netto kalt und somit im von der AV Wohnen 2018 anerkannten Bereich.

Im letzten Quartal 2017 lagen die Angebotsmieten laut IBB-Bericht bereits bei 10,80 Euro pro Quadratmeter. Im Jahr 2018 dürften die Angebotsmieten entsprechend schnell gestiegen sein, sodass sie aktuell bei 11,50 bis 12,00 Euro pro Quadratmeter liegen dürften.

Die aktuellen Angebotsmieten sind somit doppelt so hoch wie die auf circa 6 Euro pro Quadratmeter festgesetzte „angemessene“ Miete nach AV Wohnen 2018. Mietangebote zum Preisniveau der AV Wohnen sind nach den Erkenntnissen der Bausenatorin am Wohnungsmarkt nicht verfügbar. Stadtlandmensch, taz.de