Kito Nedoschaut sich in Berlins Galerien um
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Das bevorstehende Ende der Zeitumstellung wirft einige Fragen auf: In welcher Zeit bleiben wir? Sommer- oder Winterzeit? Entstehen neue Zeitzonen innerhalb Europas? Die Diskussion verleiht der Ausstellung „Brauns Wecker“ anlässlich des 80. Geburtstags des Industriedesigners Dietrich Lubs in der Braun-Sammlung Ettel in Moabit eine gewisse Aktualität. Obwohl die Schau natürlich in erster Linie von der bundesrepublikanischen Blütezeit erzählt, in der das Festhalten an funktionalistischen Gestaltungsprinzipien auch die Eleganz der Demokratie illustrierte. Die Designs sind längst museal geadelte Klassiker. Mit seinen Entwürfen für Braun-Uhren oder Taschenrechner hat es Lubs bis in die Sammlung des MoMA in New York geschafft. Selbst Apple ließ sich für das Interface seiner frühen Smartphones in­spirieren. Egal wie das mit der Zeitumstellung endet: Wecker und Frühaufstehen werden weiterhin nicht abgeschafft. Schade eigentlich (Bis 15. 10., So. u. Mo. 11–17 Uhr, Elberfelder Str. 37).

Eine neue Form von „skulpturalem Erlebnis“ verspricht der Pressetext der Galerie Esther Schipper zur Ausstellung von Simon Fujiwara. Bislang verstand man darunter ganz grob, dass man sich als Betrachter*in frei im Raum um eine Skulptur oder in einer Installation bewegen konnte. Fujiwara dreht das Verhältnis der Betrachtung einfach um, indem er die Besucher*innen seiner Ausstellung in einem rumpelnden Schleudersitz fixiert und seine Bilder in einer 5-D-Simulation (Video, Sound, Bewegung, Wasser und Wind) auf sie einstürzen lässt. „Empathy I“ ist exemplarisch für den technischen Aufwand, der den Einzug neuer, „immersiver“ Medientechnologien in die Kunst begleitet – um den Preis einer relativ festgezurrten Betrachtungsposition. Für den Moment mag das effektvoll und unterhaltsam sein (Bis 30. 9., Di.–Sa. 11–18 Uhr, Potsdamer Str. 81e).

Zweiheit ist der Titel einer Doppelschau in der Laura Mars Gallery.Gezeigt werden zwei verschiedene künstlerische Haltungen – verkörpert durch Vater und Sohn. Erwin Bechtold (geboren 1925 in Köln) lebt und arbeitet seit Jahrzehnten auf Ibiza. Seine flächig-abstrakten Bilder sind geprägt durch eine erdige Palette und balancieren malerische Gestik und geometrische Formen kunstvoll miteinander aus. Die Archiskulpturen des Berliner Künstlers Matias Bechtold (geboren 1955) ähneln Modellen wuchernder Megacities – die sich jedoch trotz ihrer futuristischen Dimensionen an existierenden Städten orientieren. Zum Beispiel an der schönen Stadt Köln (Bis 13. 10., Mi.–Fr. 13–19, Sa. 13–17 Uhr, Bülowstr. 52).