meinungsstark
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Unschöne Wortverknüpfung

„Ministerium für Ohnmacht“, taz vom 8./9. 9. 18

Dass es in der taz seit geraumer Zeit keine Ausgabe mehr gibt, in der sich diese nicht abschätzig über Sahra Wagenknecht äußert, verrät zwar wenig journalistische Distanz und wenig Genauigkeit im Umgang mit Sprache. Kann man als Leser verschmerzen. Welche Zeitung macht Ähnliches nicht durch und mit. Wenn aber Peter Unfried die beiden Begriffe „national“ und „sozial“, die jeweils unterschiedliche Bereiche betreffen, miteinander in Bezug auf Wagenknecht zu „nationalsozial“ verbindet, was vielleicht für Ungarn gelten könnte, muss man dann damit rechnen, dass das sprachlich demnächst erweitert zu „nationalsozialistisch“ in Bezug auf Wagenknecht wird?

Dass „nationalsozial“ gerade durch diese Verbindung zweier Wörter semantisch eine Bedeutung erhält, welche in der bloßen Addition von „national“ und „sozial“ nicht enthalten ist, so wenig ein Bär in Europa im winterlichen Eis ein Eisbär ist, kann man das übersehen oder überhören? Das gerade auch dann, wenn noch davor der Ausdruck „rückwärts“ verwendet wird? War das dann die Vorarbeit zu einer weiteren Wortverbindung oder Sprachkonstruktion?

Unfried vertraut darauf, dass die kleine Verknüpfung zweier Wörter, dass diese Konstruktion wirkt wie ein schlechtes Medikament. Ich bin kein Wagenknecht-Fan, jedenfalls nicht all ihrer flüchtlingspolitischen Vorstellungen oder von „Aufstehen“. Das noch am Rande. Eckart Riehle, Karlsruhe

Spaltung überwinden

„Aufstehen, aber richtig“, taz vom 8./9. 9. 18

Als Mensch, dem Gerechtigkeit, Frieden und Solidarität wichtig sind, bin ich heute der Bewegung #Aufstehen beigetreten. Was soll mir die Seite 17 der taz am wochenende sagen? Das ist weder geistreich noch witzig! Schade um das Papier.

Ich finde den Ansatz von #Aufstehen richtig. Es geht darum, die Spaltung linker, liberaler, weltoffener Gruppierungen zu überwinden, um eine mehrheitsfähige Kraft gegen Nationalismus, Fremdenhass und Ausbeutung zu setzen. Ich bin von euch heute enttäuscht, zumindest irritiert worden. Holger Engert, Klein Wesenberg

Aktiv gegen Rassismus

„Die steile These: Kapitalismus heißt Antirassismus“, taz vom 8. 9. 18

Nein, Herr Daum, Ihre These ist nicht zu Ende gedacht. Anti-Rassismus würde heißen, der Kapitalismus wäre gegen Rassismus. Da dichten Sie dem kapitalistischen System aber zu viel Gutes an. Nehmen wir den Duden zu Hilfe, so ist er eine „Wirtschaftsform, die durch Privateigentum an Produktionsmitteln und Steuerung des Wirtschaftsgeschehens über den Markt gekennzeichnet ist“. Na ja, etwas zaghaft, aber sei’s drum. Anti bedeutet aber darüber hinaus, aktiv gegen Rassismus zu sein. Zwei Beispiele: Anti-AKW (Duden: „Protestbewegung gegen …“) oder Antifa („… ist in der Antifa aktiv“) zeigen, dass man sich also aktiv gegen ein Unrecht oder gegen etwas engagiert, das man als falsch beurteilt. Die angewendeten Mittel können natürlich weit auseinandergehen. Antirassismus aber ist stets das aktive Vorgehen gegen Rassendiskriminierung.

Das Marx’sche Zitat grenzen Sie schon selbst ein, zählt also nur bedingt. Das muss man ohnehin zeitbezogen sehen. Doch Turnschuhe der Firma Nike oder anderes müssen auch Sie zeitbezogen sehen.

Dann schwärmen Sie von der Ausbreitungslogik des Kapitalismus und behaupten, dass fremde Leute, die miteinander arbeiten, sich einander Dinge abkaufen und sich so „vertrauter“ werden. Mehr rosarot und himmelblau ist kaum möglich!

Völlig richtig schreiben Sie, dass kein Konzern es sich leisten kann, mit rassistischen Statements aufzufallen. Aber sie tun es, um sich keine kommerziellen Nachteile einzufangen. Denn Sportler dunkler Hautfarbe dienen dem monetären Erfolg der Konzerne durch ihren sportlichen Erfolg. Wie weiße Sportler ebenfalls. Ihre „steile These“ ist so steil, dass sie – zu Ende gedacht – rücklings herunterfällt. Jürgen Groschupp, Großbettlingen