taz🐾sachen
: Schrauben an der Geschichte

Während drinnen diese Zeilen in den Computer getippt werden, schrauben draußen fleißige Handwerker die taz von der Wand. Was? Ja, genau! Der tazrote Schriftzug „taz, die tageszeitung“ ist von der Fassade des Rudi-Dutschke-Hauses verschwunden. Für immer! Aber das ist nicht das Ende der taz, sondern nur der Anfang vom Umzug ins neue Haus gleich hier ums Eck. Es wird ein Aufbruch, vor dem man keine Angst haben muss, solange niemand vergisst, wo wir herkommen.

Deshalb hat die taz in diesem Jahr zurückgeschaut – in das Jahr 1968, in dem vieles begann, was die gesellschaftliche Linke geprägt hat – mit Sonderausgaben zur globalen Revolte im April, zum Pariser Mai, zum Prager Frühling im August und heute zum Feminismus.

Und es gab hier nebenan mit dem Kalenderblatt 68 einen Blick in die Aktualität vor 50 Jahren. Das Stöbern in den Archiven war schon für die MacherInnen des Kalenderblattes erhellend, weil wir nicht nur lernen konnten, dass die 68er auch in Südafrika oder Uruguay präsent waren, oder dass Themen wie der Kampf gegen Nazis schon damals aktuell waren. Auch dass die Kulturrevolution der 68er keineswegs ein Selbstläufer war, fiel auf. Zwar gab es einen Künstler, dessen Debütalbum volle 9 Monate auf Platz 1 der Charts stand – eine bis heute nicht mehr erreichte kulturelle Dominanz. Aber es war nicht Bob Dylan oder Jimi Hendrix, es war Heintje.

Heute erscheint das Kalenderblatt zum letzten Mal. Ab morgen sind wir an der Stelle wieder der Zukunft zugewandt – mit der Nachrichtenkolumne „im auge behalten“. Gereon Asmuth