abgearbeitet
: Getrommel für den Standort

Es mögen sich Berichterstattende nicht gemein machen mit irgendeiner Sache. So ungefähr lautet diese eine, gern in Sonntagsreden bemühte Aussage des 1995 verstorbenen „Tagesthemen“-Mannes Hanns Joachim Friedrichs. Wie bedeutend das Bonmot ist, darüber wunderte sich neulich erst der US-Journalist Jay Rosen in der FAZ.

Eine beliebte Lesart ist die, dass Coolness zu wahren sei angesichts zu berichtenden Elends. Ein Elend besonderer Art hatten nun jene Kolleg*innen bei der Süddeutschen Zeitung zu verwursten, unter deren Händen am Freitag die acht Seiten „Hamburg erleben“ entstanden: in redaktioneller Aufmachung, aber durchdrungen von einem propagandistischen Geist, den sich nicht mal mehr das Bahnkunden-Magazin traut.

Da dröhnt es gleich eingangs vom „Wachstum an der Elbe“, und ausgebreitet wird eine geschmeidige Erzählung von der Hafencity, an deren Erfolg nur „die üblichen Kritiker“ herummäkeln, was man der Einfachheit halber gleich Jürgen Bruns-Berentelg sagen lässt – Chef der Hafencity-Entwicklungs-GmbH. Getoppt noch von einem Stück übers offenbar naturgemäße Werden Hamburgs zur „internationalen Me­tropole“ – und den bedauernswerten Gestalten, die partout nicht mitkommen wollen.

Nicht anzunehmen, dass sich mit den Verantwortlichen darüber Einigkeit erzielen ließe, wie sehr sie sich gemein gemacht haben mit routiniertem Standortgetrommel. Vielleicht ja am Sonntag? Alexander Diehl