Jan-Paul Koopmann
Popmusik und Eigensinn
: Bremens allerliebste
Ungeheuer

Ungewöhnlich ist es schon, dass fünf Jahre nach ihrem bislang einzigen Album immer noch zuverlässig „Freeda Beast“ zu hören bekommt, wer nach interessanten Bremer Bands fragt. Dass nun tatsächlich ein zweites Album auf dem Weg ist und Konzerte bereits mit neuem Material bestritten werden, wird dem Projekt von Sonja Frieda Pals und Timo Warkus in absehbarer Zeit einen großen Schub nach vorn verpassen.

Klappen wird das aus zwei Gründen: Da ist die Livepräsenz des Duos, das mit seinem frei herbeiexperimentierten Dubstep/Trip-Hop-Amalgam erwiesenermaßen nicht nur zu hübsch grotesken Videos im Internet herumwambern kann, sondern auch auf der Bühne funktioniert. Das haben sie nicht nur mehrfach auf mit Heimvorteil behafteten Festivals wie Breminale oder Überseefestival gezeigt, sondern als Support von Genre-Urgestein Tricky bundes-, ach, fast weltweit.

Interessanter ist der zweite Grund. Denn tatsächlich hat diese Musik ja etwas an sich, dem sich auch Menschen kaum entziehen können, denen sich die Schönheit von Dubstep-Geknarze nun nicht unmittelbar erschließt.

„Me and My Monster“ etwa, Titeltrack des ersten Albums, bedient sich nicht im Text dieser eindringlichen Bildsprache, sondern ist ein trotz brachialer Brüche sehr harmonisches Zusammenklingen von Mensch und Maschine. Man kennt Beauty-and-the-Beast-Duos vor allem aus dem Metal, wo es meist grunzende Männer sind, die mit glockenklar einfallslos singenden Frauen abwechseln. Sonja Frieda Pals hingegen spricht und singt expressiv hauchend aus der Anderswelt, während das Growl-Ungeheuer ein elektronisches Störgeräusch ist.

Der Effekt ist der gleiche wie im Metal, nur ohne das doofe Genrekorsett. Es geht um ein kleines Mädchen und ihr Monster: Wer dabei wer ist, bleibt irritierend offen. Dass Pals tatsächlich eigene Akzente setzt, statt als Björk- oder Portishead-Epigone anzutreten, macht das alles noch schöner.

Konzert mit Ämsel: Sa., 15. 9., 21 Uhr, Schwankhalle