wortwechsel
: Frauenthemen und Gesellschaftspolitik

Vor 50 Jahren bewarf eine Frau des SDS einen Mann des SDS mit Tomaten. Die taz erinnerte daran mit Interviews und bot – Reibungsfläche

Frauen*kampftag am 8. März 2018 in Berlin Foto: Stefan Boness/Ipon

Besser als nix

„Freiwillig? Funktioniert nicht!“, taz vom 14. 9. 18

Soziale Arbeit ist immer schon weiblich, bezahlt und unbezahlt. Jede Frau leistet im Laufe ihres Lebens unzählige unbezahlte soziale Dienstleistungen als Tochter, Mutter, Partnerin, Ehefrau, Oma, Tante. Übrigens ist das auch die Hauptursache für weibliche Altersarmut.

Daher ein bezahltes Pflichtjahr nur für Männer, ja! Die rechtlichen Bedingungen wären vorhanden, Wehrverpflichtung/Zivildienst ruht nur. Frauen könnten die Zeit vor Familiengründung gut für ihre Ausbildung und Aufstellung am Arbeitsmarkt brauchen. Dennoch müsste darüber hinaus als Grundlage für eine wirkliche Verbesserung im Bereich Care-Arbeit reproduktive Arbeit anerkannter und besser bezahlt werden. Einjährig angestellte Laien ist besser als nix, hätte für beide Seiten sinnvolle Aspekte, ist aber keinesfalls die Rettung. Katharina Woidich, Buttenwiesen

„50 Jahre nach dem Tomatenwurf“, t az vom 13. 9. 18

Sehr gemüselastig

Der Anblick des Fotos von Beyoncé auf Seite 1 machte mich stutzig. Na ja, Sex sells; auch die taz muss verkauft werden. Blättere um und auf den Seiten 2 und 3 finde ich ein Bild von einem Mann, hinterlegt mit Tomaten. Das Interview auf dieser Seite beginnt mit der Frage nach den Befindlichkeiten des beworfenen Mannes. Seite 4, Überschrift „Sex ist Luxus“, wartet mit dem Nacktfoto einer Sexarbeiterin auf, umgeben von Utensilien, mit denen Männern Frauen begehrenswerter erscheinen sollen. Warum nicht ein Bild von einem Dildo? Oder anderem Sexspielzeug, das zur Luststeigerung der Frau geeignet ist? Oder wenigstens eine Salatgurke, wenn ihr schon so gemüselastig seid? Auf Seite 5 das erste Bild, das Frauen zum Inhalt hat und nicht mit sexuellen oder erotischen Reizen spielt. Fast satirisch mutet es an zwischen all diesen Schönen und Nackten. Damit es nicht zu ernst wird mit dem Feminismus, gibt es auf Seite 6 wieder Beyoncé, diesmal von noch mehr Schönheit und Jugend umgeben. Seite 7 beschert eine zerquetschte Tomate. Ist es etwa ein Zeitdokument? Ach nein, es geht um Menstruation. Und so etwas Ekelhaftes kann ja in seiner Realität nicht gezeigt werden, da muss wieder das Gemüse herhalten. Habt nicht einmal ihr den Mut, weibliche Realität zu zeigen? Anja Mänz

Wieder mal genial!

Wieder mal genial. Vielen Dank für solche Ausgaben! Habe fast alle Seiten komplett gelesen. Die Sonderseiten zum Feminismus waren super interessant für mich. Finde diese Art der Information durch Darstellung gegensätzlicher Meinungen in einem Gespräch eine sehr gute Methode. Man muss sich die andere Seite dann nicht selbst suchen. Georg Helmes, Aachen

Ein Gesellschaftsthema

Das kann doch nicht wahr sein, dass ihr ein paar Seiten zum Tomatenwurf beim SDS schreibt und dann entscheidet, eine taz der Frau zu entwerfen. Gerade der Rekurs auf 68 müsste zeigen, dass diese Themen auf die Seite der Gesellschaftspolitik gehören. Es ist keinFrauenthema, sondern ein Gesellschaftsthema! Angela Haardt, Berlin

Parteiausweis + Kinder

„Die waren total progressiv damals“, taz vom 13. 9. 18

„Ohne Frauen ist kein Staat zu machen”, ja, aber der Staat behielt in jeder Situation die Hosen an. Dass Frauen in der DDR früher Kinder bekamen, war auch direkt mit dem Wohnungsmangel in der Planwirtschaft verbunden. Auf der leidigen Suche nach Wohnraum wurde man damals auf eine Warteliste gesetzt, über die das jeweilige Gemeindeamt für Wohnungsvergabe mit blanker Willkür waltete. Jungen Familien öffneten sich die Türen der ersten eigenen Wohnung dann im wahrsten Sinne des Wortes schneller, wenn sie einen oder mehrere Parteiausweise und Kinder parat hatten. Es wird leider zu oft vergessen, dass ohne die Übergriffigkeit und Bevormundung des Staats kein Leben zu organisieren war. Claudia Apel, Berlin

Schon ist es „kirchlich“

„Falsche Loyalitäten“, t az vom 14. 9. 18

Viele Menschen verrichten ihre Arbeit in Krankenhäusern aufgrund sozialer Verantwortung und Empathie – ganz ohne Religion. Die Forderung nach religiösem Bekenntnis in den sozialen Einrichtungen, die sich in kirchlicher Trägerschaft befinden, zwingt jedoch viele engagierte Menschen zum Verbleib in der oder Eintritt in die Kirche; sie sind zwangskonfessionalisiert. Dies ermöglicht den Kirchen, die Akzeptanz des Glaubens größer darzustellen, als sie ist.

Die Kirchen werden für die sozialen Dienste nicht „zusätzlich subventioniert vom Staat“, sondern die Leistungen der Krankenhäuser werden regulär von den Kassen bezahlt. Die Kirchen steuern lediglich einen Beitrag in Höhe der Krankenhauskapellen bei und dürfen sich damit das Etikett „kirchlich“ aufkleben.

Dieses Etikett hilft auch dabei, die „Glaubwürdigkeit des Evangeliums aufrechtzuerhalten“. Niemand außer den Kirchen selbst hat ihnen dazu den Auftrag erteilt. Es ist ihr eigenes Missionierungsbestreben, das sie dazu veranlasst, das Evangelium zu propagieren und dafür die Loyalität zu fordern, die, wie Frau Tricarico sich ausdrückt, „oft mit Füßen getreten wird“. Diese Wortwahl unterstellt, dass die Forderungen der kirchlichen Arbeitgeber an ihre Mitarbeiter, auch ihr Privatleben nach den Vorstellungen der Kirchen zu gestalten, vollkommen in Ordnung und gerechtfertigt wäre. Aber ob sie in wilder, zweiter oder dritter Ehe leben, homosexuell, lesbisch oder bi sind, gläubig oder atheistisch – das geht den Arbeitgeber nichts an, egal ob kirchlich, sonst wie gläubig oder atheistisch.

Weltliche Träger sind in der Region Köln und andernorts rar. Offenbar werden die Kirchen bei der Trägerschaft von Krankenhäusern, Kitas und anderen sozialen Einrichtungen bevorzugt. Auch in den neuen Bundesländern wurden ehemals weltliche Krankenhäuser in die kirchliche Trägerschaft überführt. Nach kirchlichem Arbeitsrecht ist es immer noch legal, Bewerber oder Mitarbeiter, die die Unterwerfung unter die kirchlichen Auffassungen verweigern, nicht einzustellen oder zu entlassen. Das ist diskriminierend. Das kirchliche Arbeitsrecht gehört abgeschafft. Silvia Kortmann, Berlin

Der richtige Lieferant

#Anbieterwechsel, taz vom 18. 9. 18

Hübsches Bildchen! Fragt sich nur, wer unter den taz-LeserInnen den Stromanbieter wechseln soll. Das haben ja sicher alle schon längst hinter sich und kaufen bei EWS, Naturstrom, GPE usw. ihren Strom ein. Der Appell läuft also hoffentlich bei uns AbonnentInnen ins Leere. Immerhin ist die Liberalisierung des Strommarktes schon zwanzig Jahre alt. Also, noch mal auf die Stromrechnung gucken, ob der Lieferant auf der richtigen Seite steht.

Klaus Konold, Herbrechtingen