Berliner Wochenvorschau: Gangs of Berlin

Ein mutmaßlicher Clan-Mord ist weiterhin unaufgeklärt und beschäftigt auch die Politik. Außerdem im Angebot: pinkfarbene Poloshirts.

Polizeiauto vor einem Wandbild

Selbst Nidal R.s Bildnis sorgt noch für Probleme Foto: dpa

Vor 15 Tagen wurde in der Oderstraße, am Rand des Tempelhofer Feldes, ein Mann erschossen, gegen 17.40 Uhr, im Angesicht seiner Familie und jeder Menge Passanten, die da gewöhnlich an einem sonnigen Tag unterwegs sind. Es handelte sich um den Intensivtäter Nidal R.; die Polizei bezeichnet Menschen wie ihn als „ein kriminelles Mitglied einer arabischen Großfamilie“. Es war ein Art Hinrichtung, wie es sie in Berlin seit Jahrzehnten nicht mehr gegeben hat. Über die Täter wird bis heute spekuliert.

Tags darauf trat planmäßig der Innenausschuss des Abgeordnetenhauses zusammen, auch Innensenator Andreas Geisel (SPD) war zugegen. Doch Informationen über die Tat blieben Mangelware. Es gab ein paar allgemeine Aussagen und die Befürchtung, dass der Mord zu einer Gewaltspirale zwischen den kriminellen Clans führen könnte.

Am heutigen Montag dürften die Informationen aus dem Innenausschuss ein bisschen konkreter ausfallen. Auf der Tagesordnung steht eine umfangreiche Anhörung: Eingeladen sind Vertreter vom Bund Deutscher Kriminalbeamter, der Organisation „Mafia Nein Danke“ sowie Staatsanwälte und der Bezirksbürgermeister von Neukölln.

Zwar hat es seit dem Mord offenbar keine weiteren größeren gewaltsamen Auseinandersetzungen im Clan-Milieu gegeben; Schlagzeilen machte indes ein überlebensgroßes Gemälde mit dem Konterfei von Nidal R., das ebenfalls von bisher Unbekannten an eine Wand am Tatort gemalt worden war. Und allein die Existenz des Bildes – einer Art Huldigung – sorgte für Unruhe bei Polizei und Politik. Am vergangenen Freitag wurde es von Handwerkern übertüncht; sie wurden dabei von gut 15 Polizisten geschützt.

Ein Szenario dieser Art wäre auch gegen Ende der Woche denkbar, aber unter ganz anderen Vorzeichen. Am Mittwoch beginnt wieder die Kunstwoche, neudeutsch Art Week genannt. In deren Rahmen gibt es zwei Kunstmessen; zahlreiche Museen, Ausstellungshäuser und Projekträume beteiligen sich. Der Trubel dürfte groß ausfallen, die Kunst-Clans in pinkfarbenen Poloshirts werden durch die Galerien ziehen. Wenn dort dann ein Gemälde übermalt würde, wäre das natürlich eine Performance.

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