meinungsstark
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Wird teuer, ist schwierig – streichen

Das Ende der Papier-taz

Liebe taz-Redaktion, als relativ neuer Abonnent erinnere ich mich noch gut an die Gründe für meine Entscheidung: jeden Tag eine inhaltlich und optisch starke Zeitung auf Papier zu bekommen, neben starker Redaktion und gutem Layout. Ich sitze als Texter den ganzen Tag vor dem Bildschirm, immer bedroht durch die entsprechenden Prokrastinationsmöglichkeiten und gern auch mal ausgelaugt vom endlosen Rauschen auf Facebook & Co. Die Papier-taz ist da eine hochwillkommene Auszeit. Eine taz-App bietet diese Auszeit nicht, muss sie doch zwingend auf den Geräten rezipiert werden, die ich schon beruflich permanent nutze. Entsprechend enttäuschend finde ich, wie unkreativ und fatalistisch die taz mit der Zukunft ihrer Print-Ausgabe umgeht. „Wird teurer, ist schwierig – streichen“: So kann das wirklich jede x-beliebige Unternehmensberatungsbude auch.

„Das wird dir bald zu teuer und zu spät“, wird mir als Leser als Meinung unterstellt – und die Internet-taz sei doch viel zeitgemäßer. Wow. Ach ja, geh ich doch gern mal ins Internet … Was „zu spät“ angeht: Bei uns auf dem Dorf kommt die taz seit Jahr und Tag per Post, das heißt mittags. Manchmal klemmt es ein bisschen, dann haben wir am nächsten Tag zwei Ausgaben. Und was passiert? Früher oder später lesen wir sie alle. Denn es kommt uns bei der Papier-taz gar nicht darauf an, das Allerneueste zu erfahren. Das wissen wir eh schon aus dem Netz. Die taz lesen wir wegen neuer Blickwinkel, Hintergründen, wertvollem Kontext, und das sehr oft auch mit einer Prise Humor, der in sich verdüsternden Zeiten Kraft gibt. Das alles geht und wirkt auf Papier unendlich viel besser! Ich könnte ja alles mögliche verstehen, von „Print-taz nur noch zum politischen Preis“ über „Print-taz nur noch für GenossInnen“ bis notfalls (!) „Print-taz nur noch montags, mittwochs und sonnabends, dafür dicker“. Aber dieses „Let’s go digital, yeah!“ – das nervt hart. Christoph Nagel, Selsingen

Zusammenrollbare E-Zeitung

Ich möchte auf dem Frühstückstisch weder mein Laptop noch irgendein mickriges Tablet zum Lesen haben. Ich habe gehört, dass es nicht mehr lange dauert, bis es zusammenrollbare Bildschirmgeräte in Color-Ink-Technologie gibt, die das Format einer Zeitung annehmen und dann sicher über WLAN mit Daten gespeist werden können. Das taz-Format, etwas größer als A 3, kann meinetwegen auch noch etwas schrumpfen.

Damit alle auf ihren Geräten lesen können, müssen ein paar Dinge gelöst werden. Die Zeitung muss für verschiedene Bildschirmformate responsiv formatiert werden und trotzdem müssen Rubriken und Prioritäten noch erkennbar bleiben, es muss die Möglichkeit geben, mit vollständigem optischem Überblick zu blättern und zu picken. Und die taz sollte nach neuen Bildschirmgeräten Ausschau halten und vielleicht bei einem Konzept Schrittmacher werden, bei dem der Abonnent eben ein Gerät kauft oder leiht. Warum denn nicht? Christian von Faber, Luckenwalde

Die Haptik von Papier

Die Vorstellung, schon am Frühstücktisch mit einem Tablett oder Laptop zu sitzen, finde ich abstoßend. Zudem benötige ich in jedem Fall Zugang zu Strom und zum Internet, um an die Ausgabe zu kommen. Und bei zwei gleichzeitig lesenden Personen wären zwei Endgeräte nötig. Ganz klar würde ich eher auf eine andere Zeitung ausweichen, die mir beim Wegfall der taz hoffentlich noch zur Verfügung stünde.

Im Vergleich der Ökobilanz zwischen Papier- und Onlineausgabe finde ich unterschiedliche Aussagen. Manchmal gewinnt die Papier-, manchmal die Onlineversion. Allerdings sollten wir bedenken, dass wir einerseits gegen die Braunkohleverstromung kämpfen, andererseits uns von den gesellschaftlichen Entwicklungen zu vermehrtem Stromverbrauch zwingen lassen und, ohne an die Folgekosten zu denken, online unterwegs sind. Gerne wird vergessen, dass nicht nur der Verbrauch des elektronischen Endgerätes anfällt, sondern auch die Server im Hintergrund laufen. Und die Haptik von Papier gewinnt auf alle Fälle gegen die von Plastik. Hildegard Homburger, Berlin