Gedenken in Arbeit

Bremen will seine koloniale Vergangenheit aufarbeiten. Ein Konzept dazu lässt aber auf sich warten, kritisieren die Grünen

Antikolonialdenkmal am Hauptbahnhof Foto: Imago/Eckhard Stengel

VonAlina Götz

Bremen fehlt es nach wie vor an einem Konzept zur Erinnerung an seine koloniale Vergangenheit. Lediglich eine „Vorstufe“ eines solchen sei bisher entwickelt. Das geht aus der Antwort des Senats auf Fragen von Ralph Saxe und der Grünen-Fraktion hervor, die am Dienstag in der Stadtbürgerschaft besprochen wurde. „Der Prozess hat gut angefangen, ist aber seit 2017 stagniert“, kritisiert Saxe. Der Abgeordnete ist auch Vorsitzender des antikolonialen Vereins „Der Elefant“.

Grundlage für seine Fragen ist der Antrag „Bremisches Erinnerungskonzept Kolonialismus“ von Grünen und SPD, welcher im Februar 2016 von der Bürgerschaft beschlossen wurde. Darin wird der Senat unter anderem aufgefordert, „gemeinsam mit der Landeszentrale für politische Bildung ein Erinnerungskonzept zum Kolonialismus und der bremischen Rolle darin zu entwickeln“.

Ende des 19. Jahrhunderts startete von Bremen aus die deutsche Besatzung Namibias: Der Bremer Kaufmann Alfred Lüderitz erwarb 1884 die deutsche Kolonie mit unlauteren Mitteln. Dort trug sich einer der ersten Genozide der neueren Geschichte zu: Der Völkermord an den Herero und Nama, verübt von deutschen Kolonialtruppen unter General Lothar von Trotha im Nachgang der Schlacht am Ohamakari im Jahr 1904. Fünf Jahre später waren von ursprünglich fast 100.000 Herero und Nama nur noch 15.000 am Leben.

An Bremens Rolle bei diesen Verbrechen wollen SPD und Grüne erinnern. Als Reaktion auf ihren Antrag hatte der Senator für Kultur 2016 und 2017 zu zwei Gesprächsrunden eingeladen, deren Dokumentation auf der Webseite des Ressorts zu finden ist. Für Saxe waren das „sehr gute Ansätze, deren Ergebnisse aber nicht weiterverfolgt wurden“. Es seien Handlungsempfehlungen enthalten gewesen – das bestätigt auch Carmen Emigholz, Staatsrätin für Kultur, die der Bürgerschaft die Antworten des Senats übermittelt: „Wir wollen empirische Befunde mit den Betroffenen abgleichen und daher die afrikanische Community einbeziehen.“ Zudem soll das Thema Kolonialismus in der Bildung relevanter werden.

Zur Umsetzung solcher Handlungen fordert Saxe einen konkreten Plan. Zeitdruck hält Emigholz bei dieser kulturellen Aufarbeitung aber für unpassend. „Wir können uns aber alle zusammen setzen, kritische Punkte besprechen und Meilensteine festlegen“, schlägt sie stattdessen vor.

Zudem verweist Emigholz auf die Verantwortung der Landeszentrale für politische Bildung. Das Kulturressort arbeite eng mit dieser zusammen, aber ohne sie könne man gar kein umfassendes Erinnerungskonzept vorlegen. Daran werde gerade gearbeitet. Der letzte „Zwischenbericht“ aus dem Kulturressort ist aus dem Jahr 2017.