Plutonia Plarre verfolgt den Auftakt der Parkratswahlen im Görli
: Elf Posten und jeder darf abstimmen

Auf dem Hügel des früheren Pamukkale-Brunnens, der als Amphitheater dient, tummeln sich die Menschen. Sie sind gekommen, um einer Premiere beizuwohnen: Der Görlitzer Park bekommt einen Parkrat. Elf Posten sind zu vergeben. An diesem Donnerstagabend stellen sich die 53 Kandidatinnen und Kandidaten vor. Wählen kann jeder, man muss dafür nicht in Kreuzberg wohnen. Einzige Einschränkung: Man muss 14 Jahre alt sein. Ausgezählt wird am kommenden Donnerstag.

Der Parkrat ist ein ehrenamtliches Gremium, das vermitteln soll zwischen den unterschiedlichen Nutzergruppen mit vielfältigen Bedürfnissen und dem Bezirksamt Friedrichshain-Kreuzberg. „Jeder muss seinen Platz finden, keine Gruppe soll aus dem Park ausgeschlossen werden,“ sagt die grüne Bürgermeisterin Monika Herrmann, bevor die Vorstellungsrunde beginnt.

Zwei Minuten dauern die Vorstellungsreden. Die Wahlliste ist so gemischt wie das Publikum auf dem Hügel. Junge, Alte, Männer, Frauen, einige haben einen türkischen Migrationshintergrund andere einen arabischen, auch der afrikanische Kulturkreis, zudem viele der im Park anwesenden Drogendealer gehören ist vertreten. Das heißt aber nicht, dass die Kandidaten selbst Dealer sind. Denn der Görli ist längst zu einem Treffpunkt für die westafrikanische Szene geworden.

Die erste Frau am Mikrofon ist eine Mittvierzigerin. Sie widerspricht der Bürgermeisterin, sagt, der Platz sei nicht für alle da. Frauen und Mädchen würden ihn meiden. Sie ist nicht die Einzige, die auf die Anmache verweist, der vielen Frauen an den Eingängen ausgesetzt sind, wenn sie durch die dortigen Männergruppen den Park betreten. Allerdings sind solche Stimmen an diesem Abend eher in der Minderheit.

Einige AkademikerInnen, die zum Teil nach eigener Beschreibung noch nicht lange im Kiez wohnen, stellen sich zur Wahl. Eine Verlegerin erklärt, der „Görli braucht eine neue Erzählung“; nur das Image sei schlecht. Der 15-jährige Karim vom Jugendclub Kreutzer möchte die Stimme der Jugendlichen vertreten. Ein Oberbayer, der nur die Hälfte des Jahres in Berlin lebt, betont die Bedeutung des Freiraums. In seiner bayerischen Heimat habe er auch schon viel für eine positive Ortsgestaltung getan.

Der Applaus kommt immer aus der Ecke, in der die Fangruppen sitzen, vor allem bei den Kandidaten der Gruppe Görli-Group, die auch auf Facebook aktiv ist. Ihre elf Männer und Frauen wollen am liebsten den gesamten Parkrat übernehmen. Dazu wollen sie auch eine Tanzveranstaltung im Görli organisieren. Doch die Erlaubnis dafür hat Monika Herrmann zurückgezogen; das widerspreche der Neutralität des Wahlorts. Sollte die Gruppe geschlossen in den Rat einziehen, dürfte es kompliziert werden: „Die Vielfalt des Bezirkes muss sich in dem Gremium wiederfinden“, sagt Herrmann.