Der Ostschick soll bleiben

Das Café Sibylle in Friedrichshain musste Anfang April schließen – der Eigentümer der Räume drängte den alten Betreiber hinaus. Doch im Oktober soll der traditionsreiche Ort wieder eröffnen – diesmal mit Beteiligung des Bezirksmuseums

Der ehemalige Geschäftsführer Uwe Radack (ganz links) mit MitarbeiterInnen im März bei der Schließung des Cafés Foto: M. Golejewski/RubyImages

Von Andreas Hartmann

Seit Anfang April dieses Jahres isst im traditionsreichen Café Sibylle in der Friedrichshainer Karl-Marx-Allee niemand mehr Kuchen und trinkt dazu seinen Kaffee. Nach ziemlich bizarren Streitigkeiten zwischen den Café-Betreibern und dem Vermieter (taz berichtete) musste das geschichtsträchtige Lokal – das schon in den fünfziger Jahren in der DDR eine Milchhalle war und danach das schickste Café Ostberlins – schließen. Doch das soll sich ab Oktober wieder ändern: Die „Sibylle“ kommt zurück. Und damit die letzte Lokalität, in der es in der Karl-Marx-Allee noch einigermaßen so aussieht, als wäre DDR-Staatschef Erich Honecker noch am Ruder.

Der gepflegte Ostschick zog bis zur vorläufigen Schließung vor allem ältere Leute an, aber auch diverse Vereine hielten ihre Sitzungen hier ab. Das Café hatte eine hohe soziokulturelle Bedeutung im Kiez und beherbergte außerdem eine vom Bezirk getragene Ausstellung über die Karl-Marx-Allee samt diversen Exponaten aus der DDR-Zeit.

Wie es zum vorläufigen Ende des Cafés kam, ist eine kuriose Geschichte.

Uwe Radack und Peter Schröder, den Betreibern der „Sibylle“, wurde damals der Mietvertrag nicht verlängert. Das Café war selbst nur Untermieter bei der BUF, der Bildungseinrichtung für berufliche Umschulung und Fortbildung. Diese hatte Radack und Schröder nahegelegt, 50.000 Euro zu überweisen, dann dürften diese doch noch weitermachen.

Das sah nach Erpressung aus und war wohl auch eine, bis sich herausstellte, dass die BUF pleite und insolvent war. Weitere Verhandlungen zwischen Radack und Schröder, dem Bezirk und dem eigentlichen Vermieter der „Sibylle“, der Immobilienfirma Predac, scheiterten. Auch eine Online-Petition, bei der sich immerhin beinahe zweieinhalbtausend Bürger für den Erhalt der Institution aussprachen, hatte erst einmal keinen Erfolg.

„Wird kein Yuppie-Schuppen“

Nun aber wird es doch weitergehen. Zwar mit einem neuen Betreiber, der aber verspricht, dass sich vieles nicht ändern werde im Café Sibylle. Auch die Dauerausstellung zur Karl-Marx-Allee wird fortbestehen wie gehabt. Sie wird künftig vom Bezirksmuseum Friedrichshain-Kreuzberg unterhalten werden, das auch einen Teil der Miete übernehmen wird.

Der alte Stil des „Sibylle“ soll erhalten bleiben Foto: Yiannis Tsouratzis/IML/laif

Ein wenig anders als bisher wird es jedoch schon aussehen in dem Gastronomiebetrieb an der Karl-Marx-Allee. Denn wenn man dieser Tage von außen in das noch geschlossene Café blickt, fällt gleich auf, dass es so leer wirkt. Stühle und Tische wurden vom vorherigen Betreiber mitgenommen, jetzt müssen neue angeschafft werden.

Angelika Zachau, Geschäftsführerin der gemeinnützigen Puk a Malta GmbH, die nun für das Café Sibylle zuständig ist, sagt jedoch, dass man den bisherigen ostigen Charme erhalten möchte.

„Wir renovieren ein wenig“, stellt sie klar, „da kommt jetzt aber nichts aus Teakholz oder so hinein.“ Und sie fügt hinzu: „Wir achten darauf, dass solche speziellen Orte erhalten bleiben. Das Café Sibylle wird jetzt bestimmt kein Yuppie-Schuppen.“

Mit den Vereinen, die so gerne in der „Sibylle“ tagten, habe sie bereits wieder Kontakt aufgenommen, erklärt Angelika Zachau. Und auch kulinarisch soll alles ungefähr so weitergehen wie vorher. Und natürlich wird es in dem wiederhergestellten Ostschick bald auch wieder Kaffee und Kuchen geben.