meinungsstark
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Antithese zum Altstadtgefüge

„Ortstermin: Alle an ihren Platz“, taz vom 11. 9. 18

Als vom Verein Pro Altstadt eingeladener und gewürdigter Ehrengast trug ich in erzählerischer Form dasjenige vor, was Anlass war, mir die Ehre zu verschaffen, nämlich Vordenker des Abbruchs des Technischen Rathauses und Wiederaufbaus von Altstadthäusern gewesen zu sein. Das war anno 1980 und ich ein 35 Jahre junger Architekt, lange Haare, Bart, politisch links orientiert. Und gewann vor 38 Jahren einen Sonderpreis für meine Vision von der heutigen Altstadt am Hühnermarkt.

Schiefergedeckte, romantische Fachwerkhäuser zierten meine preisgekrönten Wettbewerbspläne, auf dem Grund des damals sechs Jahre alten Betonmonstrums Technisches Rathaus ließ ich die alten, eng verwinkelten Schirngassen und Hinterhöfe wieder auferstehen. Als „Veteran aus dem Kampf um Frankfurt“ war ich zurück in die Mainmetropole gekommen, denn das Ringen um den Wiederaufbau war angesichts der Übermacht postmoderner Kollegenbüros in der Tat ein Kampf, nämlich um den Sieg und Bauauftrag, den die Erbauer der Kunstschirn am Ende errangen.

Und so steht dieser 150 Meter lange Schirn-Riegel – der als „Antithese zum Altstadtgefüge, die in Maßstabsbezug zum Technischen Rathaus zu setzen sei“, entworfen wurde – heute zwischen Dom und Römer. Das war die Jurybegründung für die Auswahl des Siegerentwurfs – nur leider ist das Bezugsobjekt Rathauskomplex heute verschwunden. So habe ich in meiner Rede schon wieder einen Abbruch gefordert, den der Kunstschirn, die als gebaute „Antithese“ nunmehr der Kleinmaßstäblichkeit des neuen Altstadtquartiers gegenübersteht und daher nicht mehr tragbar ist. Axel Spellenberg, Worpswede

Modern und autogerecht

„Ortstermin: Alle an ihren Platz“, taz vom 11. 9. 18

Die Teilrekonstruktion der Frankfurter Altstadt hatte viele Mütter und Väter und war das Ergebnis eines breiten parlamentarischen Bündnisses. Wer die Meinung von Adrian Schulz, der eine Rekonstruktion ablehnt, nicht teilt, wird pauschal als Rechtsextremist beschimpft. Diese Aussage möchte ich nicht unwidersprochen stehen lassen: Der Völkische Beobachter, das Zentralorgan der NSDAP, lehnte einen Wiederaufbau kriegszerstörter Stadtquartiere entschieden ab. Die Städte sollten modern und autogerecht vollständig neu geplant werden. Planungsziel der NS-Bauverwaltung für Frankfurt am Main war die Gestaltung einer durchgrünten Freifläche mit einzelnen freistehenden Ruinen oder Solitärbauten. Markus Erich-Delattre, Hamburg