Lars Penning
Filme aus dem Archiv –
frisch gesichtet
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Es war in der Geschichte des Sports ein einmaliger Vorgang: Im Vorfeld der Olympischen Winterspiele von Lillehammer 1994 wurde die US-Eiskunstläuferin Nancy Kerrigan von einem Unbekannten mit einer Eisenstange attackiert. Schnell konnten Leute aus dem Umfeld ihrer Konkurrentin Tonya Harding als Täter identifiziert werden: deren Ex-Ehemann und ein von ihm bezahlter Kumpel, der das dilettantische Attentat ausgeführt hatte. Bis heute ist das Duell zwischen der hübschen „Eisprinzessin“ Kerrigan und der prolligen „Eishexe“ Harding in den USA aktuell geblieben – es gibt sogar eine Oper über diese Geschichte. Der Spielfilm „I, Tonya“ von Craig Gillespie unternimmt den gewagten Versuch, Harding in einer schwarzen Komödie als Sympathieträgerin darzustellen: ein Mädchen aus der Unterschicht, das sich nach Liebe, Anerkennung und Erfolg sehnt und immer wieder manipuliert wird. Dabei gelingt es Harding lange Zeit, die ständigen Enttäuschungen mit Willenskraft und Kampfgeist immer wieder in eine erstaunliche sportliche Energie umzumünzen (5. 10., 21.15 Uhr, 6. 10., 17 Uhr, Filmmuseum Potsdam).

Orson Welles hatte es bekanntlich in späteren Jahren nicht leicht mit der Finanzierung und Fertigstellung seiner Filme. Sein letztes unveröffentlichtes Werk „The Other Side of the Wind“ ist rund 40 Jahre nach den Dreharbeiten erst vor Kurzem finalisiert worden, Netflix wird es demnächst herausbringen. Im Grunde begann Welles’ Pechsträhne schon mit seinem zweiten Film „The Magnificent Ambersons“ (1941): Nach katastrophal verlaufenen Previews nahm man ihm das Familien- und Gesellschaftsdrama aus den Händen, ließ es kürzen und mit einem seltsamen Happyend versehen. In „The Magnificent Ambersons“ kontrastiert Welles die Erfolgsgeschichte des rührigen Erfinders Eugene Morgan (Joseph Cotten) mit dem gesellschaftlichen Abstieg der stockkonservativen Familie Amberson: Während Morgan stets mit der Mode geht und allem Neuen gegenüber aufgeschlossen ist, verweist der der Prunk in den Räumlichkeiten der Andersons auf eine längst vergangene Zeit (6. 10, 16.30 Uhr, Babylon Mitte).

Ein schottisches Dorf tritt nur alle 100 Jahre im Hochland aus einem mysteriösen Nebel hervor – was für Gene Kelly gewisse Probleme mit sich bringt, als er sich in eine der Bewohnerinnen (Cyd Charisse) verliebt. Vincente Minnellis Musical „Brigadoon“ (1954) ist ein wunderbares CinemaScope-Musical von faszinierender Künstlichkeit: Das schottische Hochland entstand komplett als Studiokulisse in den Ateliers von MGM (OF, 9. 10., 19.30, Arsenal 2).