Kito Nedo schaut sich in Berlins Galerien um
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Die altehrwürdige Institution des Museums lässt manchmal vergessen, dass diese Form des Ausstellens und Sammelns seine historischen Wurzeln in den von Faszination und spielerischer Leidenschaft vorangetriebenen Raritäten- und Kuriositätenkabinetten hat. Darauf scheint die Installation „Spielzeugmuseum“ von Georg Fuchssteiner zu zielen, die derzeit in der Einzelausstellung „Zieh die schmutzigen Stiefel aus, wenn du oben bist“ bei Sandra Bürgel in Moabit zu sehen ist. Der 1982 geborene Künstler hat auf einer Art Kasten einen Miniparcours aus allerlei kleinen Fundstücken, Scherben, Kork und flachen Kieselsteinen errichtet. Gegen die konkreten Formen setzt Fuchssteiner an den Wänden seine kosmisch-schemenhaften Aquarelle, die welterweiternde Titel wie „Emeritischer Krakerich“, „Schlammprophet“, „Dunkelatmer“ oder „Ufo-Ursuppe“ tragen (bis 10. 11., Di.–Do. 9–15, Fr. u. Sa. 14–19 Uhr, Wilsnacker Str. 60).

Gegen die Enge arbeitete der Autodidakt, Performancekünstler, Maler, Fotograf und Musiker Klaus Hähner-Springmühl (1950–2006) in den Siebzigern und Achtzigern als radikale und einflussreiche Gestalt in der nichtangepassten Kunstszene der DDR. Er kooperierte unter anderem mit A. R. Penck, der 1980 schließlich ausgebürgert wurde und in den Westen ging. Parallel zur großen Hähner-Springmühl-Retrospektive in Leipzig zeigt die Galerie Barthel + Tetzner in Charlottenburg Werke des Künstlers aus den Jahren 1982 bis 1994. Interessant wird sicher auch die für den 18. Oktober um 19.30 Uhr angesetzte Podiumsdiskussion mit Alfred Weidinger, Direktor des Museums der bildenden Künste Leipzig und dem Fotokünstler Thomas Florschuetz. Die beiden werden über das Thema „Lebenskunst ohne Selbstschonung“ sprechen (bis auf weiteres, Di.–Fr. 11–19, Sa 11–14 Uhr, Fasanenstr. 15).

Um Achtziger-Jahre-Intensitäten dreht sich die von Peter Pakesch kuratierte Gruppenschau „True Stories. A Show Related to an Era – The Eighties“ in der Galerie Max Hetzler. Hier wird die in Köln, Wien, New York und Los Angeles unter anderem von Günther Förg, Isa Genzken, Mike Kelley, Martin Kippenberger, Cady Noland, Richard Prince, Cindy Sherman, Franz West oder Christopher Wool produzierte Westkunst der Dekade gefeiert. Seltsamerweise wird heute vieles auf den Sockel gehoben, das damals mit einer gewissen antigenialischen Selbstironie gegen Sockel generell zu arbeiten schien. Oder wie war das großformatige „Selbstportrait mit verschissener Unterhose und blauer Mauritius“ von Albert Oehlen aus dem Jahr 1984 gemeint (bis 27. 10., Di.–Sa. 11–18 Uhr, Goethestr. 2/3)?