Jan-Paul Koopmann
Popmusik und Eigensinn
: Es kann (diesmal) nur einen geben

Jaja, klar ist es nur ein Zufall, dass kommende Woche zwei Bands nach Bremen kommen, die beinahe gleich heißen. Und wäre der gemeinsame Name nicht ausgerechnet Mono – man könnte sich den Scherz darüber leicht verkneifen. Aber erstens ist es nun so, dass beide Mono heißen (die einen mit einem „Inc.“ dahinter) und zweitens ginge mitsamt des Lachers auch eine spannende bedeutsame Konfrontation flöten. Mono und Mono Inc. positionieren sich nämlich an so entgegensetzten Enden der Spät-, Nach-, und Post-Rock-Welt, dass es gar nicht mehr so recht nach Zufall aussieht.

Zwei Songs zum Beweis: Monos „Requiem for Hell“ und Mono Inc. mit ihrem „Welcome to Hell“ (Merken Sie was?). Hier aus Schlichtheit geschaffener Bombast, da ein opulent in Szene gesetztes Nichts: „Welcome to hell this is the end / The flame of relief / Welcome to hell this is the end / Don‘t succumb to grief“. Was Mono Inc. da machen, ist Karneval mit Pestmasken, barockem Getüddel und einer bedeutungsschweren Betonerei, die den ohnehin schon großen Worten heiße Luft bis zum Platzen einbläst. Der Neo-Gothic-Rock klingt schwer nach seiner eigenen Parodie und hat sicher nichts zu sagen über die finsteren Abgründe der Welt, von denen er handelt.

Mono hingegen haben die Singerei einfach ganz gelassen. Auf ihren endlosen aus Gitarrenloops gewobenen Soundteppichen macht sich echte Schwere breit. Umso mehr, seit die japanischen Post-Rock-Urgesteine das orchestrale Beiwerk alter Alben arg zurückgefahren haben und die behutsam aufgebauten Songs heute auch mal in brachial kratzenden Drones verflüssigen. Die Musik verhandelt ihr eigenes Ende und trägt ihre Grenzen vor sich her.

Natürlich ist das alles eine Geschmackssache, aber eben eine, bei der es ans Eingemachte geht. Dass es jemanden gibt, der wirklich beide Monos gerne besucht, kann ich mir nicht vorstellen. Wer die sphärische Emotionalität von Mono ausgehalten hat, den können mit Schicksal beklebte Geschichten von der Pest in Hamburg schlichtweg nicht mehr erreichen. Und da geht es um mehr als Musikgeschmack nach Schema „Haben oder nicht“, sondern darum, warum man überhaupt denkend Musik anschaltet: um sich mit konkreten inhaltlichen Fragen zu beschäftigen oder um sich in der Transzendenz gerade davor zu verkriechen. Die Antwort ist unbefriedigend: jeder, wie er meint. Und wirklich nur in diesem Fall macht die nervtötende Gruselmusik von Mono Inc. die Sache leicht.

Mono: Mo. 8. 10., 19 Uhr, Tower Mono Inc.: Sa. 13. 10., 19 Uhr, Schlachthof