AfD schafft sich ein Feigenblatt

Die Rechtspopulisten haben jetzt eine Gruppe „Juden in der AfD“. Jüdische Verbände sind entrüstet

Es mutet wie ein Alibi an. Am Sonntag gründete sich in der Alternative für Deutschland eine Vereinigung „Juden in der AfD“. Das teilten Vertreter der Gruppe auf einer Pressekonferenz in Wiesbaden mit. Die Vorsitzende Vera Kosova sagte, die AfD distanziere sich von Antisemitismus in jeglicher Form. Zum Start habe man etwa 20 Mitglieder.

Bereits im Vorfeld hatte sich die jüdische Community entrüstet gezeigt. „Die AfD ist eine Partei, in der Judenhass und die Relativierung bis zur Leugnung der Schoa ein Zuhause haben“, heißt es in einer Erklärung des Zentralrats der Juden und 16 weiterer Verbände. „Die Partei ist ein Fall für den Verfassungsschutz, keinesfalls aber für Juden in Deutschland.“

Tatsächlich wird die Vereinigung in der AfD allenfalls ein Nischendasein pflegen. Zu erwarten sind weder viele Mitstreiter noch ein Einfluss auf die Gesamtpartei. Die Partei dürfte die Gruppe vielmehr als Instrument für ihre Ablehnung von Muslimen nutzen. „Beinahe jeder Jude“ in Deutschland habe bereits „Drangsalierungen“ durch muslimische Jugendliche erfahren, behaupten „Juden in der AfD“ in ihrer Grundsatzerklärung. Die AfD sei die einzige Partei, die dies „konsequent anprangert“.

Parteigrößen fielen mit anderen Tönen auf. Parteichef Alexander Gauland tat die NS-Herrschaft als „Vogelschiss“ der Geschichte ab. Thüringens Landeschef Björn Höcke nannte das Holocaustdenkmal in Berlin ein „Denkmal der Schande“. Auch fordert die AfD ein Verbot des koscheren Schächtens. KO (mit dpa)

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