Tim Caspar Boehme
hört auf den Sound der Stadt
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Musik und Film. Normalerweise gehört das automatisch immer dann zusammen, wenn es um Film geht. Denn Filme ohne Musik sind die große Ausnahme. Bei Horrorfilmen scheint es da übrigens eine große Toleranz für Avantgardemusik und allerlei Dissonantes zu geben, passen die schrillen Frequenzen doch gewohnheitsgemäß gut zu Spannung, Grusel und Grauen. Das nutzen die Improvisationsmusiker Zsolt Sőrés (Bratsche und Elektronik) und Hillary Jeffery (Posaune) und ihr unter anderem in den achtziger Jahren in der Band Die Gehirne aktiver Kollege Claus Löser (Gitarre) für ein Konzert als Filmmusik. In der Brotfabrik, für deren Kinoprogramm Löser zuständig ist, musizieren sie am Donnerstag zu dem Kurzfilm „Tranquil“ (2017) von Makino Takashi, bevor der Hauptfilm des Abends, Andrey Iskanovs – klar – Horrorfilm „Visions of Suffering“ (2006), zu sehen ist. An dessen Soundtrack waren Sőrés und Jeffery seinerzeit ebenfalls beteiligt. Anschließend diskutieren Sőrés und der Regisseur Jörg Buttgereit über das Sounddesign in Horrorfilmen (Brotfabrik, Caligariplatz 1, 20 Uhr).

Umgekehrt hat Musik den Film eigentlich nicht nötig, selbst wenn Musikvideos einen solchen Eindruck zu erwecken scheinen. Hören braucht in der Regel keine Bilder oder ruft erfahrungsgemäß selbst welche hervor. Bei dem Abend mit „horizontalen Saiteninstrumenten“, den die Reihe „biegungen im ausland“ am Samstag bietet, sind solche Bilder nicht auszuschließen. Den Anfang macht die Pianistin Andrea Neumann mit ihrem Innenklavier, das bloß aus Saiten, Rahmen und Resonanzboden besteht. Elektronisch verstärkt, holt sie so unvertraute Klänge aus dem altbekannten Klavier. In ähnlicher Weise nähern sich deepseafishK, bestehend aus den Komponistinnen und Pianistinnen Juun, Katharina Klement und Manon Liu Winter dem Inneren von Klavieren und Klavichorden. Still-innerliches Tasten kommt da nicht vor, dafür schon mal wuchtige Resonanzen (ausland, Lychener Str. 60, 20.30 Uhr).

Dienstag gibt es gleich noch ein Konzert mit Film und Musik. Diesmal ist es der philippinische Musiker und Filmemacher Khavn, der zunächst mit einem Filmprogramm das Acud beehrt und anschließend einen Auftritt seines 33-köpfigen Improvisationsensembles Khavn & the Kontrakino Orchestra unter Beteiligung des Stereo Total-Musikers Brezel Göring absolviert. Bei der ­Gelegenheit wird auch das Debütalbum des Orchesters präsentiert. Falls man die Filme überspringen will, gibt es übrigens auch reine Konzerttickets (Acud, Veteranenstr. 21, 19.30 Uhr, 10–14 €).