heute in hamburg
: „Die wissen, wo wir uns aufhalten“

Foto: privat

Malte Spitz, 34, ist Autor des Buches „Daten – Das Öl des 21. Jahrhunderts?“, Aktivist und Politiker.

Interview Frieda Ahrens

taz: Sie stellen die These auf, dass Daten das Öl des Jahrhunderts seien – was wollen Sie damit sagen?

Malte Spitz: Ich will damit vor allem deutlich machen, dass, was aktuell durch die Digitalisierung stattfindet, in alle Lebensbereiche einzieht. Es beschränkt sich nicht nur auf Facebook, nicht nur auf das Smartphone, sondern es ist ähnlich wie das Öl – erst war dieses eine Frage der Mobilität, dann eine der Chemie, dann ging es weiter mit Öl als internationalem Konflikt. Eine ähnliche Tragweite werden wir in den kommenden zehn bis dreißig Jahren sehen, wenn es um die Fragen unserer Daten oder ganz allgemein um das Thema Daten und Digitalisierung geht.

Wie genau machen die Firmen mit der Speicherung der Daten ein Geschäft?

Das ist unterschiedlich von Firma zu Firma. Klar, es gibt die großen internationalen Firmen wie Google und Facebook, die vor allem dadurch Einnahmen generieren, dass sie uns zielgerichtete Werbung verkaufen, indem sie uns bei allem digitalen Verhalten begleiten. Die wissen, wo wir uns aufhalten, was wir suchen, wer unsere Freunde sind, was wir uns anhören, welche Videos wir schauen. Die können also zielgenau Informationen ausspielen, für die dann andere Unternehmen bezahlen.

Was veröffentlichen wir alles unbewusst?

Jemand der verschiedenste digitale Angebote nutzt, regelmäßig am Tag sein Smartphone nutzt, bei Facebook ist, im Internet einkauft, vielleicht Onlinebanking macht, der hinterlässt jeden Tag Hunderte, wenn nicht sogar Tausende Spuren.

Warum ist das Speichern der Daten problematisch? Wird mir damit nicht auch geholfen?

Vortrag: „Selbstbestimmt leben im digitalen Zeitalter“,

19 Uhr, Zentralbibliothek, Hühnerposten 1

Ich sage gar nicht, dass das zwingend schlecht ist. Ich glaube, dass das für viele Menschen den Alltag einfacher macht, weil man vielleicht weniger Aufwand betreiben muss, um an eine Information zu kommen. Ich glaube nur, es muss uns allen klar sein, was dort stattfindet – deswegen der Begriff der Selbstbestimmung.

Was können wir tun, um uns im Internet zu schützen?

Es gibt ganz unterschiedliche Möglichkeiten. Es gibt Suchmaschinen, die sind deutlich datenschutzfreundlicher. Oder es gibt Einstellungen beim Internetzugang, dass ich da nicht nachverfolgbar wäre. Es hängt immer sehr stark vom Einzelnen ab, welchen Aufwand man betreiben will, um sich zu schützen.