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Je mehr Regen, desto gefährlicher

Im trockenen Sommer sammeln weniger Menschen weniger Pilze – und vergiften sich seltener

Aufgrund des trockenen Sommers gibt es in diesem Jahr nur wenige Pilze und somit auch nicht so viele Pilzvergiftungen wie in den vergangenen Jahren. Bis Ende September seien nur an die 100 Notrufe mit Verdacht auf Pilzvergiftungen eingegangen, so Andreas Schaper vom Giftinformationszentrum Nord (GIZ); die Einrichtung mit Sitz in Göttingen ist zuständig für Bremen, Niedersachsen, Hamburg und Schleswig-Holstein.

Im Vorjahr habe die Lage ganz anders ausgesehen: Allein im Juli 2017 verzeichnete das GIZ mehr als 130 Anfragen. „Viele Pilze, viele Pilzvergiftungen“ habe es da geheißen, so Gift-Experte Schaper.

„Am liebsten mögen Pilze eine lang anhaltende Bodenfeuchtigkeit“, sagt Peter Karasch von der Deutschen Gesellschaft für Mykologie (DGFM). „Die gab es in den vergangenen Monaten nicht.“ Während in Süddeutschland seit einigen Wochen gute Bedingungen herrschen, gebe es auch im Norden noch Resthoffnung für die Pilze – bei mehr als 40 Litern Regen pro Quadratmeter über einen längeren Zeitraum und ausreichend Tau am Morgen könnten Sammler in Hamburg und Schleswig-Holstein noch bis November ihre Körbe füllen.

Dass dabei Vorsicht geboten ist, belegt der GIZ-Alltag: Viele Menschen melden sich Schaper zufolge beim dortigen 24-Stunden-Service und schildern Symptome wie Übelkeit, Erbrechen und Durchfall. „Man sollte nur Pilze sammeln und essen, die hundertprozentig als ungiftig bekannt sind.“ Besonders gefährlich sei der Grüne Knollenblätterpilz, der schnell mit Täublingen oder Champignons verwechselt werde. Er enthalte Amatoxin, das zu Leberschäden führen kann – und sogar zum Tod.

Im Gegensatz zu anderen giftigen Pilzen, bei denen die Symptome relativ schnell nach dem Verzehr auftreten, mache sich der Verzehr eines Knollenblätterpilzes erst sechs bis zwölf Stunden später bemerkbar, so Schaper. Bei Verdacht auf eine Vergiftung müssten Betroffene sofort ins Krankenhaus.

Schon 50 Gramm des Giftpilzes können laut der DGFM lebensbedrohlich werden. Der Grüne Knollenblätterpilz sei an über 90 Prozent der schweren bis tödlich verlaufenden Vergiftungen beteiligt. (dpa)