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: Pinguine an der Ostsee

Weiter Blick vom Museumsdach: Der Humboldt-Pinguin Foto: Schlorke/Ozenaeum

Ein ganzer Tag vergeht rasch. Sofern Mensch nicht müde wird, Fischen beim Schwimmen zuzugucken. Katzen- und Sandtigerhaien zum Beispiel oder Nagelrochen und dem 60 Jahre alten Stör, einem der letzten Vertreter dieser urtümlichen Knochenfische, die vom Menschen fast ausgerottet wurden – wegen des Kaviars natürlich. Hier im Ozeaneum in Stralsund ziehen davon gleich drei Exemplare gemächlich ihre Bahnen, und wer ihnen eine halbe Stunde lang dabei zugeschaut hat, versteht, was Ausstellungsleiterin Sabine Brasse meint, wenn sie sagt: „Man muss über die Schönheit kommen, um zu vermitteln, was wichtig ist – die Zusammenhänge.“

Zehn Jahre ist das Ozeaneum jetzt alt, und der spektakuläre Bau auf der Hafeninsel von Stralsund – zeitweilig nach Lübeck die zweitgrößte und zweitwichtigste unter den Hansestädten – ist in jeder Hinsicht ein Erfolg. Etwa 6,5 Millionen Menschen werden bis zum Jahresende die Aquarien und Ausstellungen besucht haben. 500.000 BesucherInnen pro Jahr sind das Minimum, denn das Museum muss seine laufenden Kosten aus eigener Kraft decken, und das ist bislang immer gelungen, selbst in diesem nicht enden wollenden Sommer des Jahres 2018.

Als „Europas Museum des Jahres“ war das Ozeaneum 2010 vom Europäischen Museumsforum ausgezeichnet worden – eine äußerst seltene Ehre. Aber eine verdiente für eine Einrichtung, die höchsten wissenschaftlichen Ansprüchen ebenso genügt wie der Aufgabe, dem Publikum verständlich Wissen über die Meere und seine Bewohner, über Korallenriffe und Ohrenquallen, über Ökologie und Klimawandel zu vermitteln.

Auf 8.700 Quadratmetern werden in fünf Dauerausstellungen die Kaltwassermeere der nördlichen Hemisphäre mit ihren verschiedenen Wasser- und Lebenswelten gezeigt: Die Ostsee vom Stralsunder Hafenbecken über das Schärenmeer vor Schweden bis ins Kattegat und die Nordsee vom Wattenmeer durch das Helgoländer Tunnelaquarium bis in den offenen Nordatlantik mit dem großen Schwarmfischbecken voller Heringe und Makrelen, das zu Jahresbeginn für rund 500.000 Euro grundsaniert worden war.

Jährlich wechselnde Themenschwerpunkte tragen darüber hinaus bei zur Attraktivität des größten Museums in Norddeutschland: So stand schon die Tiefsee im Mittelpunkt, auch Riffe oder der Plastikmüll oder die Riffe. Im kommenden Jahr, so der Planungsstand, soll es um das Thema Unterwasserlärm gehen. Dabei ist den Humboldt-Pinguinen, die auf dem Dach des Ozeaneums in einer Wasser-Felsen-Landschaft unter freiem Himmel leben, eine Schlüsselrolle zugedacht: WissenschaftlerInnen des Ozeaneums sowie mehrerer Universitäten erforschen das Hörvermögen der Wasservögel – und eben auch ihre Geräuschempfindlichkeit.

Einzigartig ist am Ende des Rundgangs die Riesenhalle mit acht von der Decke hängenden Wal-Modellen in Originalgröße, die das Ozeaneum in Zusammenarbeit mit Greenpeace zeigt. Auf bequemen Liegen bei bläulich flackerndem Licht unter einem Blauwal, Buckelwal oder Orca zu liegen und Walgesängen zu lauschen, erfüllt einen mit Demut gegenüber der Natur. Die meint Sabine Brasse, wenn sie sagt: „Man soll hier erhaben wieder rausgehen.“ Sven-Michael Veit

Ozeaneum Stralsund, Hafenstraße 11, ☎ 03831/ 265 06 10, www.ozeaneum.de, info@ozeaneum.de.

Geöffnet Juni–September 9.30–20 Uhr, Oktober–Mai (außer 24. 12.) 9.30–18 Uhr, Eintritt: 17 Euro (ermäßigt 12),

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