Beate Schederschaut sich in Berlins Galerien um
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Die jüngste Studie der Humboldt-Universität und des Londoner University College zur Mietpreisentwicklung in Deutschland verspricht nichts Gutes: Geringverdiener zahlten demnach immer höhere Anteile ihres Einkommens fürs Wohnen, Gutverdiener immer weniger, eine wachsende Zahl finde gar nichts Bezahlbares mehr. Im Zaren- wie Sowjetrussland entstanden seinerzeit gegen die Wohnungsnot Kommunalkas, Gemeinschaftswohnungen, die sich noch heute mehrere Familien teilen. Irina Rastorgueva und Thomas Martin haben eine solche in der Galerie BQ am Rosa-Luxemburg-Platz aufgebaut, mit Zeitungspapier vor neugierigen Blicken von außen geschützt. Um Privatsphäre und deren Bedrohung geht es schließlich auch bei ihrer Kopie einer Kommunalka, wie sie in Moskau oder Omsk stehen könnte. Oder auch nicht. Die Zeiten, die Geschichte(n) vermischen sich: Einerseits werden die Lebensformen in der Kommunalka untersucht, gleichzeitig heutige Wohnverhältnisse diskutiert – so auch in der Veranstaltungsreihe, die gemeinsam mit dem Verlag Matthes & Seitz stattfindet (bis 20. 12., Di.– Sa. 11–18 Uhr, Weydingerstr. 10).

Wenig rosig auch die Aussichten, die das Dokumentationszentrum Zukunft bereithält. In Form einer spekulativen Archäologie sucht dieses nach den Ruinen der Zukunft, nach den Resten eines „Walhalla 2“. Die Idee entstand als Reaktion auf Björn Höckes irren Ruf nach mehr Denkmälern statt Mahnmalen. Ein entsprechend identitär-düsterer Wind umweht die Ausstellung, die in der Alten Münze, ironischerweise gleich neben der 90er-Jahre-Multimediashow zu besuchen ist. Fiktive Artefakte sind dort zu sehen, die von Künstler*innen und Autor*innen entworfen wurden, darunter ein Pigment, von dem es heißt, es habe psychoaktive Wirkungen, eine überdimensionierte Wünschelrute, ein halbzerstörter Kimono. „The Future was might be confusing“, heißt die gruselige Schau (bis 28. 10., Do.–So. 14–20 Uhr, Molkenmarkt 2, Künstler*innengespräch am 27. 10. um 19.30).

Versöhnlicher zumindest der Titel von Dan Petermans Skulptur, die bei Helga Maria Klosterfelde Editionen seit ein paar Wochen zum Schauplatz diverser Performances wurde und wird. Bei „Love Podium (Travel Version)“ handelt es sich um eine Variation viktorianischer „Loveseats“, nur mit Rednerpulten statt Sitzgelegenheiten, perfekt geeignet für den nicht unbedingt harmonischen Dialog – auseinandergenommen weiter nutzbar: als Transportkiste oder eben als Bühne, am 25. 10. für Verena Buttmann, am 29. 10. für Tina Oelker (bis 8. 11., Di.–Sa. 11–18 Uhr, Potsdamer Str. 97).