AfD selber Messerstecher

Gern hetzt die AfD gegen „Messereinwanderung“ und stellt Zusammenhänge zwischen Migranten und Messerangriffen her, die nicht stimmen. Nun gab es eine Durchsuchung bei einem AfD-Mitglied – wegen eines Messerangriffs

Von Andreas Speit

Die AfD in Hamburg versucht regelmäßig, Geflüchtete unter Generalverdacht zu stellen. Mit einem Antrag wollte die Bürgerschaftsfraktion dazu das Erfassen von Messerangriffen in der Polizeilichen Kriminalstatistik erreichen. Ein Messerangriff führte nun jedoch zu einer Hausdurchsuchung beim AfD-Mitglied Ulrich L.

Bereits im September war es auf dem Wochenmarkt an der Osdorfer Landstraße zu einer Auseinandersetzung gekommen. Die AfD hatte damals einen Infostand aufgebaut und Flyer verteilt. Ein Familienvater war so verärgert, dass er zum Stand ging und dort AfD-Material vom Tisch wischte. Mehrere Männer vom AfD-Stand sollen den 40-Jährigen sofort angegangen sein. Der Stand kippte um, die Männer sollen den Mann auf den Boden gedrückt haben. Laut Polizei wurde er geschlagen und getreten. „Einen konnte ich abschütteln“, sagte der 40-Jährige der Hamburger Morgenpost. Doch dann habe er „ein Messer an meinem Hals gespürt“. Seine Hand habe er noch schützend zwischen Hals und Messer bringen können. Die Folge: Schnitte an der Hand.

„Mit Hilfe von zwei Kollegen konnte ich – als ausgebildeter Kampfsportler – den hoch aggressiven bulligen Angreifer zu Boden bringen“, schilderte damals Altonas AfD-Vorstand Uwe Batenhorst die Situation. Die Polizei erklärte indes, dass sich der Familienvater bei der Festnahme „sehr kooperativ“ verhalten hätte. Kaum habe er im Polizeiwagen gesessen, soll einer der ­AfDler wie ein „Irrer gegen die Scheibe“ getrommelt und ihm gedroht haben: „Ich will deine Visage noch mal sehen, damit ich dich wiedererkenne, du Arsch.“ Die Polizei nahm ihn ebenfalls fest und fand später eine Machete in seinem Auto.

Im Zuge der Ermittlungen gegen L. durchsuchte die Polizei die Wohnung des AfD-Mitglieds aus Altona und fand mehrere Messer und Macheten. Die Staatsanwaltschaft ermittelt gegen den 58-Jährigen wegen gefährlicher Körperverletzung. Gegen den Familienvater wird wegen einer „politisch motivierten“ Straftat ermittelt. Die Hamburger AfD hat sich bisher nicht zu den aktuellen Ermittlungen geäußert.