heiß oder scheiß? der taz-produkttest
: Wäschenetz gegen Mikroplastik

Foto: Guppyfriend

Das Produkt: der Guppyfriend Waschbeutel.

Das ist es: Ein 50 x 74 Zentimeter großes Wäschenetz aus Polyamid 6.6 mit einem Reißverschluss und fetter Aufschrift „Stop! Micro Waste“. Laut Hersteller ist das Material neu und – abgesehen vom Reißverschluss – ohne Zusätze, sodass es „sogar für medizinische Zwecke benutzt werden“ könnte.

Das kostet es: rund 29 Euro.

Da bekommt man es: Beim Hersteller Langbrett, Öko-Versandhändlern und Biosupermärkten.

Das kann es: Der Guppyfriend soll verhindern, dass sich insbesondere Funktionswäsche beim Waschen zu stark abnutzt und die Fasern als Mikroplastik im Abwasser landen. Das glatte Material verringert die Reibung, trotzdem abgerubbelte Teile sollen im sehr kleinmaschigen Netz hängen bleiben und können so im Restmüll (nicht im Gelben Sack!) entsorgt werden.

Das bedeutet es: Mikroplastik war ein großes Thema der vergangenen Woche. Fast überall sind nano- bis mikrometerkleine Kunststoffteilchen zu finden. Als Zusatz für bestimmte Kosmetika werden sie teils extra hergestellt, größtenteils entstehen sie aber als Abrieb von Autoreifen, größeren Plastikteilen und Textilien aus Kunststofffasern. Sie sind wasserunlöslich, schwer abbaubar und können sich in Organismen anreichern. In Fischen oder anderen Lebewesen kann Mikroplastik Schleimhäute, Atmungsorgane oder Verdauungstrakte verstopfen oder verletzen. Auch im menschlichen Darm findet es sich wider. Zudem sammeln sich an der relativ großen Oberfläche Umweltgifte wie Schwermetalle und Schadstoffe wie Pestizide. So viel weiß man – und das ist unheimlich genug. Der Guppyfriend setzt bei den Verbraucher*innen und einer alltäglichen Verrichtung – dem Wäschewaschen – an, um auf das Problem aufmerksam zu machen und womöglich auch zu seiner Lösung beizutragen.

Spaßfaktor: geht so. Eigentlich bräuchte eine Waschmaschinenladung zwei Guppyfriends, weil in die Beutel nicht allzu viel hineinpasst – das wären knapp 60 Euro! Um die Trommel halbwegs zu füllen, muss unverdächtige Baumwollwäsche unverpackt dazu. Aber der Aha-Effekt bleibt aus. Auch nach zwölf Wäschen findet sich immer noch keine Spur von Fasern in den Ecken und Nähten. Wie klein ist Mikroplastik überhaupt? Anruf beim Umweltbundesamt. Einheitliche Definition? Fehlanzeige. Zumindest in Deutschland halte sich die Belastung von Abwasser aus Haushalten in Grenzen, die Kläranlagen filtern 99 Prozent raus. Aber sonst man weiß viel zu wenig: Es gibt unterschiedliche Formen, Plättchen, Kugeln, Quader, Folienreste, mit unterschiedlicher Zusammensetzung – und vermutlich unterschiedlicher Wirkung. 18 Konsortien forschen derzeit in einem Forschungsverbund daran, Ergebnisse des 30-Millionen-Euro-Programms sollen 2020/21 vorliegen. Das Amt will den Guppyfriend nicht bewerten. Ich auch nicht. Nur so viel: Für die knapp 30 Euro bekommt man immerhin auch Tipps, wie sich Mikroplastik schon beim Einkauf vermeiden lässt. Und wenn man das Netz bei der nächsten Party gut sichtbar herumliegen lässt, ganz sicher auch Gelegenheiten, zum Thema ins Gespräch zu kommen. Das ginge allerdings auch billiger. Beate Willms

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